Block-Flieger im Abwind?

■ Gerüchte über drohende Pleite der "Hamburg Airlines" / Management; Planungen an der Realität vorbei? / Mitarbeiter dürfen nichts sagen

/ Management:

Planungen an der Realität vorbei? / Mitarbeiter dürfen nichts sagen

„Hamburg Airlines, Flug-Nr. ...“ Täglich prangt diese Zeile auf der Anzeige-Tafel des Hamburger Flughafens. Die Gründung der jüngsten Hamburger Fluggesellschaft ist in den vergangenen Jahren nicht der erste Versuch gewesen, eine kleine private Airline am Flughafen zu etablieren. Schon vor Jahren wollte die Fluggesellschaft „Holiday Express“ der großen „Lufthansa“ Paroli bieten, setzte jedoch relativ schnell nach dem Start zum Sturzflug in die Pleite an. Und nun ist offenbar auch „Hamburg Airlines“ in heftige Turbulenzen geraten. Gerüchte über eine Pleite oder Fusion mit einem potenteren Partner machen am Flughafen die Runde.

Die hanseatische Luftfahrtgesellschaft ist vor vier Jahren von dem Steakhouse-König Eugen Block gegründet worden. Mittlerweile umfaßt die Flotte sieben Maschinen, die täglich kreuz und quer durch die Republik jetten und Städte im nahen Ausland (Prag, Amsterdam) anfliegen. Noch im vergangenen Jahr stockte „Hamburg Airlines“ ihren Flieger-Bestand um eine weitere moderne „Boeing-Dash-8“- Maschine auf, ein kleiner Turbo- Prop-Kurzstrecken-Jet für rund 30 Passagiere. Alles in allem beschäftigt das Unternehmen am Flughafen 170 MitarbeiterInnen — vom Flugzeugmechaniker über das Bodenpersonal bis hin zur Stewardeß und Pilotin.

Die MitarbeiterInnen machen vor allem das Management dafür verantwortlich, daß die Airline in heftige Abwinde geraten ist. Denn Eugen Block habe an den Realitäten vorbei Linien geplant, sie dann kurzerhand wieder aufgegeben oder gar nicht erst angeflogen. Dies habe zu Verlusten in Millionenhöhe geführt. Ein Mitarbeiter jüngst gegenüber der Mopo: „Wenn Block kein Geld mehr aus seinen anderen Firmen zubuttert, ist der Laden pleite.“ Auf taz-Anfrage war vom Management gestern keine Stellungnahme zu bekommen: „Der Geschäftsführer ist erst morgen wieder zu erreichen.“

Eines steht jetzt schon fest: Die Folgen der Fehlplanungen haben die 170 MitarbeiterInnen zu tragen. Ihnen wurde schon die Pistole auf die Brust gesetzt, sie müssen auf einen Teil des Weihnachtsgeldes verzichten. Und auch von Entlassungen ist die Rede. Eine Mitarbeiterin beschwichtigend: „Es wird alles nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird.“ Dennoch sind die Turbulenzen kaum zu verschweigen — auch wenn dies krampfhaft versucht wird, wie eine Mitarbeitervertreterin gestern zur taz sagte: „Ich darf keine Auskunft geben, das ist uns untersagt worden.“ Kai von Appen