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Streit ums Wohnen am Güterbahnhof

■ Beirat Mitte: „Promotion Park“ mit mindestens 500 Wohnungen / Kein totes Büroviertel

Wieviele BremerInnen sollen im Jahr 2000 zwischen Bahn und Hochstraße wohnen, und wieviel Dienstleistungsgewerbe soll dort angesiedelt werden? Über zwei Stunden debattierte am Montag der Beirat Mitte über die zukünftige Nutzung des Güterbahnhof- Geländes zwischen Findorff und der Bahnhofsvorstadt.

Nach einem Gutachten der Dornier-Gruppe soll dort bis zur Jahrtausendwende der „Promotion Park“, ein Dienstleistungszentrum mit reichlich Bürofläche entstehen. Wie genau, dazu wird jetzt ein städtebaulicher Wettbewerb ausgelobt. Doch es gibt schon im Vorfeld Bedenken: Mit Mehrheit beschloß der Beirat, daß statt der geplanten 200 mindestens 500 Wohneinheiten entstehen sollen. Außerdem soll der Abriß der Hochstraße geprüft werden.

Für das Gutachten war es schon die zweite Runde durch die zuständigen Behörden und Gremien: Zuerst hatten die Fachleute von Dornier nicht mehr als eine Hausmeisterquote von nur 40 Wohnungen vorgesehen, nach der Kritik allerdings die Zahl auf 200 erhöht. Aber auch das war dem Beirat noch zu wenig. Er befürchtet zum einen ein totes Viertel, in dem sich nach Anbruch der Dunkelheit niemand mehr auf die Straße traut. Zum anderen gibt es erhebliche Bedenken gegen ein Büro- und Dienstleistungszentrum. In Köln ist das Konzept eines „Media-Parks“ gerade gescheitert.

Enno Keune, federführender Beamter im Planungsamt, steht der Beiratsvorgabe eher skeptisch gegenüber: „Das Wohnen an der Stelle ist qualitativ sehr eingeengt zwischen Bahn und Hochstraße.“ Es komme darauf an, eine Zahl von Wohneinheiten zu ermitteln, bei der die Bewohner nicht das Gefühl der Isolation im eigenen Stadtteil hätten. Wie hoch die sein sollte, „das ist schwer zu sagen. Bei 200-250 fängt das an, wie beim Teerhof.“

Gerade das Qualitätsargument will der Beirat mit einbeziehen: Er beschloß, daß der Abriß der Hochstraße geprüft werden soll. Außerdem soll nicht das ganze Gelände an einen Investor verkauft werden. Der Beirat will die Gründung einer städtischen Entwicklungsgesellschaft, die den Daumen auf der Planung haben soll.

Was von diesen Vorstellungen und der anderen beteiligten Stellen in der Ausschreibung des Wettbewerbs letztlich übrig bleibt, das wird sich in den kommenden Monaten entscheiden. Enno Keune: „Das dauert noch bis Anfang nächsten Jahres.“ Und dann warten alle darauf, daß der Wirtschaftssenator die nötigen Mittel einwirbt, weil der den Wettbewerb bezahlen muß. J.G.

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