■ KOMMENTAR: Öko-Trick Autotunnel
Bisher war der geplante Autotunnel unter dem Tiergarten Symbol einer umweltfeindlichen Verkehrspolitik. Der grünen Lunge mitten in der Stadt würde das Grundwasser abgegraben, der Autoverkehr in der City weiter zu- statt abnehmen, befürchteten Bürgerinitiativen, Bezirksbürgermeister und Berufspolitiker. Weil die Bundesregierung – trotz monatelangen Verhandlungen – für die Baggerei unter dem geplanten Regierungsviertel noch immer keine müde Mark herüberrollen lassen will, könnte der Autotunnel aber etwas anderes bewirken, als von der Gaspedal-Lobby beabsichtigt ist. Denn wenn Berlin die Kosten von insgesamt 600 Millionen Mark zahlt, bleibt für den restlichen Straßenbau so gut wie keine Knete übrig.
Die CDU-Fraktion, Verkehrssenator Haase, Stadtentwicklungssenator Hassemer und der ADAC hätten ausgeträumt: kein Geld für die Vervollständigung des Innenstadtrings, kein Geld für den geplanten mittleren Straßenring, kein Geld für neue Straßen zwischen Tiergarten und Mitte. Vielleicht hat der Staatssekretär gestern begonnen, was niemand von dieser Verkehrsverwaltung erwartet hätte: die Wende zu einer umweltfreundlichen Verkehrspolitik. Man müßte ihn nur noch davon überzeugen, daß der Tunnel unter dem Parlament ohnehin schwachsinnig ist, wenn man weniger Autoverkehr in dieser Stadt haben will. So würde außer für die Natur auch noch etwas für den Haushalt abfallen. Aber soll Schmitt die Geldsäcke ruhig in die Röhre unter dem Regierungsviertel stopfen – was ist schon die Verschwendung von 600 Millionen Mark, wenn dafür vom Straßenwahn Abschied genommen wird. Dirk Wildt
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