Berauschende Termingeschäfte in Ottensen

■ Zwei Fliegen mit einer Klappe: Landeskriminalamt nahm Hamburger Finanzbetrüger und Drogenhändler fest

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Monatelang soll die in der Ottenser Völckersstraße 14 ansässige Firma „Atco Trading & Consulting“ gutgläubige Kapitalanleger mit fingierten Warentermingeschäften geprellt haben. Jetzt wurden die beiden Geschäftsführer in den USA dingfest gemacht. Nach dem Stand der Ermittlungen haben sie mindestens 461 Menschen um rund 40 Millionen Mark erleichtert.

Zwei Jahre lang ermittelten die Staatsanwaltschaft und das Landeskriminalamt gegen die Betrugsfirma. Am 22. Oktober schlugen die Beamten dann zu und nahmen die 33jährige Sekretärin und einen ehemaligen Mitarbeiter der Schwindelfirma fest. In der Barmbeker Wohnung des 31jährigen entdeckten die Kripo-Beamten einige synthetische Tütchen randvoll mit nicht weniger synthetischen Drogen: Neben 578 Gramm Amphetamin-Pulver (Speed) und 89 Amphetamin-Tabletten, bekannter als Extasy, stellten sie 2179 LSD-Trips sicher. Vielleicht von dem 40-Millionen-Konto angeschafft? Auf jeden Fall war es die erfolgreiche Krönung eines langwierigen Ermittlungsverfahrens in Deutschland, den USA und Österreich.

Im Alpenland gingen den Ordnungskräften Mitte 1990 zwei verdächtige Gestalten ins Netz, die später angaben, als Geldkuriere für die Ottenser Firma unterwegs gewesen zu sein. Die daraufhin eingeschalteten Hamburger Behörden fanden bald heraus, wie die „Atco“ zu dem Geld gekommen war. Kapitalkräftige Personen hatten den Ottensern hohe Geldbeträge überwiesen, die bei sogenannten Warentermingeschäften hohe Renditen abwerfen sollten.

Die Börsengeschäfte sollten über US-amerikanische Brokerfirmen abgewickelt werden, bei denen aber nur ein geringer Teil des Geldes landete. Der größte Teil der eingezahlten Millionen wurde über den Umweg USA auf verschiedene europäische Konten transferiert, von denen schließlich über 20 Millionen Mark in bar abgehoben wurden.

Die Anleger überwiesen in der Regel mindestens 12000 Mark auf die Atco-Konten, erhielten für diese Einlage nach kurzer Zeit hohe Gewinnausweisungen. „Nachschießen“ empfahl dann die Consulting- Firma, was die meisten Kapitalanleger auch prompt taten. Ein vermögender Herr aus Schweden überwies der Atco in froher Gewinnerwartung gleich 1,6 Millionen US-

1Dollar. Geld, das er, wie alle anderen Anleger auch, nie wieder sehen wird.

Für die beiden Drahtzieher der illegalen Geldtransfers endete be-

1reits am 13. Oktober diesen Jahres das Leben aus dem Vollen in Handschellen. Auf dem Flughafen von Houston/Texas festgenommen, befinden sich der 29jährige Stefan V.

1und der 31jährige Thomas L. derzeit in Auslieferungshaft. Die Täter sind gefaßt, von den veruntreuten Millionen aber fehlt jede Spur. Marco Carini