: Weniger Straßen, dem Wald zuliebe
■ SPD: Waldsterben zwingt zu Abstrichen beim Straßenbau
Berlin (dpa/taz) – Weil in Deutschland immer mehr Bäume sterben, hat der umweltpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Michael Müller, eine Überarbeitung des Bundesverkehrswegeplans 1992 gefordert. Es müßten deutlich weniger Straßen und dafür mehr Schienenwege geplant und gebaut werden, um Deutschlands Wälder zu retten. Bei einem Vor-Ort-Informationsbesuch der SPD-Arbeitsgruppe Umwelt im Kottenforst bei Bonn verwies der SPD-Politiker auf die neuen Länderdaten, wonach inzwischen 68 Prozent aller Wälder geschädigt seien, 26 Prozent sogar schwer. Müller nannte das Waldsterben im Herzen Europas eine „Katastrophe ungeheuren Ausmaßes“. Jeder vierte Baum sei bereits „deutlich geschwächt“.
Hauptbetroffen sind jetzt offenbar die Buchen, nachdem Nadelhölzer in den vergangenen Jahren die Hauptleidtragenden des Waldsterbens gewesen waren. Bis 1991 hatten 41 Prozent der Tannen und 25 Prozent der Fichten die Nadeln hängen lassen. Im Osten ist die Kiefer nicht nur der häufigste Baum, sie ist auch am häufigsten krank. 39 Prozent der Kiefern in den fünf neuen Ländern waren schon im vergangenen Jahr arg mitgenommen.
Angesichts des Massensterbens in den Wäldern müsse der mit heute fast 43 Millionen Fahrzeugen „überbordende“ Autoverkehr zurückgedrängt werden, forderte Müller. Im Blick darauf, daß die aus den Auspufftöpfen der Wagen stammenden Stickoxide mit zu den Hauptverursachern der Waldschäden zählen, verlangte er drastische Maßnahmen, um den Spritverbrauch zu begrenzen. Hinzukommen müsse eine gerechte Anlastung der Kosten des Straßenverkehrs bei den Verursachern. Die Einführung des Katalysators habe nicht ausgereicht, den Schadstoffausstoß wirksam zu begrenzen. Das Landwirtschaftsministerium will den offiziellen Waldzustandsbericht 1992 am 19. November in Bonn vorstellen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen