: AIDS: Achtung statt Ächtung
■ 3. Bundesversammlung von Menschen mit HIV und AIDS endete gestern in Hamburg
von Menschen mit
HIV und AIDS endete gestern in Hamburg
Die Nöte junger Schwerstkranker sollen im Gesundheitssystem stärker berücksichtigt werden. Mit dieser Forderung endete gestern die 3. Bundesversammlung von Menschen mit HIV und AIDS (siehe auch Seite 5). Vier Tage hatten etwa 300 TeilnehmerInnen unter dem Motto „Perlen für die Säue“ im Horner Jugendgästehaus getagt.
„Wir brauchen einen Solidarpakt, der der Veränderung der Gesellschaft gerecht wird“, forderte Hans Peter Hauschild vom Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe gestern zum Abschluß. Da in Großstädten wie Hamburg 60 Prozent der Haushalte Single-Haushalte seien, werde die Versorgung von Pflegebedürftigen immer weniger durch die Familie geleistet. Daher sei der Ausbau alternativer Versorgungssysteme dringend geboten.
So zum Beispiel die Hamburger Pflegeeinrichtungen für AIDS- Kranke: Sie benötigten mehr öffentliche Unterstützung, wie eine Arbeitsgruppe feststellte. Bisher können nur 33 der rund 350 Hamburger AIDS-Kranken durch spezielle Einrichtungen betreut werden, davon 26 durch den ambulanten Pflegeverein „HIG“. Auf der Warteliste stehen nach Auskunft von HIG-Vorstandmitglied Nils Christiansen aber derzeit weitere 70 Personen. Und täglich kommen „zwei bis drei neue Anfragen“.
Als Lösung aus dem Pflegenotstand böte sich das „Hamburger Leuchtfeuer“ an. Ein Projekt nach Londoner Vorbild, das ambulante und stationäre Pflege für AIDS-Patienten unter einem Dach verbinden will. Für die geplante Einrichtung gibt es schon ein fertiges Konzept. „Was jetzt noch fehlt“, sagte Rüdiger Hülskamp, Gesellschafter vom „Hamburger Leuchtfeuer“, „ist eine Anschubfinanzierung
1durch die Hamburger Sozialbehörde.“ Sozialsenator Ortwin Runde hatte aber bei seiner Begrüßungsrede die vergleichsweise guten Leistungen der Hamburger AIDS-Politik hervorgehoben.
Weniger zufrieden mit den bestehenden Leistungen waren die etwa 50 Frauen auf der Tagung. Sie forderten mehr Beachtung ihrer
1speziellen Belange. Obwohl im Bundesgebiet inzwischen rund 9000 Frauen HIV-infiziert seien, fehlte es nach wie vor an frauenspezifischen Forschungsansätzen und Angeboten.
Dennoch war die Harmonie unter den TeilnehmerInnen auffällig. Dies, obwohl es nur die Krankheit
war, die Schwule, Drogensüchtige,
1heterosexuelle Frauen und Männer und die vier Kinder auf der Bundespositivenkonferenz einte. „Am schönsten war unsere herzliche Gemeinschaft“, folgerte denn auch Hans Peter Hauschild. „Das ist die größte Perle, auch für unsere Lebensperspektive als potentiell kranke Menschen.“ Werner Hinzpeter
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