: Erinnerung an 1938
■ Jahrestag der Reichspogromnacht
Berlin. Zum Jahrestag der Pogromnacht am 9. November 1938 hat der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Berlin, Jerzy Kanal, gestern eine Gedenktafel für eine zerstörte Synagoge enthüllt. Die Tafel wurde in der Passauer Straße2 in Schöneberg angebracht, wo einst das jüdische Gotteshaus vom „Religionsverein Westen“ 1905 erbaut worden war und heute das Parkhaus des Kaufhauses des Westens steht. Die Wunden der sogenannten Reichskristallnacht, in der „fanatisierte Nationalsozialisten zerstörten, brandschatzten, plünderten, folterten und mordeten“, seien noch immer nicht verheilt, gab Kanal zu bedenken. Vor 54 Jahren habe die Zeit zunehmenden Schreckens für Juden im Dritten Reich einen ihrer tragischen Höhepunkte erreicht. Heute müsse ein Zeichen gesetzt werden, daß die Gesellschaft „aus Gründen der Selbsterhaltung“ solche Hetze nicht mehr zulasse, meinte Kanal. Gedenkveranstaltungen zum Jahrestag der Reichspogromnacht von 1938 fanden gestern auch in zahlreichen anderen Bezirken statt. So legten BVV und Bezirksamt Kreuzberg vor dem Rathaus Kreuzberg einen Kranz nieder. Auch die BVV und das Bezirksamt Zehlendorf legten zur 53. Wiederkehr der Pogromnacht an der Zehlendorfer Dorfaue einen Kranz nieder. In Steglitz führte der Zug zum Gedenkstein in der Wrangelstraße und zum Mahnmal für die Verfolgten an der Schloßstraße. Am Wittenbergplatz veranstaltete die Gesellschaft für bedrohte Völker von 17 bis 20 Uhr eine Mahnwache. Die Evangelische Studentengemeinde an der TU und der Hochschule der Künste erinnerte mit einer Mahnwache und der Enthüllung einer Gedenktafel an der ehemaligen Synagoge in Charlottenburg an die Vernichtung der Juden und forderte einen bewußteren Umgang mit der Geschichte. Einen „Aufruf für Demokratie und Toleranz – Gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit“ verbreitete anläßlich der Mahnwache zum 9. November in dem Bezirk gestern der Kreisjugendring Köpenick. taz
Ein Bericht über die Grundsteinlegung für das Jüdische Museum erscheint morgen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen