Im Norden schlachten, im Süden wohnen

■ Steg legt Erneuerungskonzept für südlichen Schlachthof vor / Karolinen- und Schanzenviertel sollen zusammenwachsen

vor / Karolinen- und Schanzenviertel sollen zusammenwachsen

Es tut sich was im Karo-Viertel: Wo bis vor kurzem Tausende von Rindern pfannengerecht zerlegt wurden und ungezählte Schweine ihren letzten Quiker taten, soll bald ein neues Wohnquartier mit angeschlossenem Stadtteilzentrum und Park entstehen.

So jedenfalls stellt sich die Stadterneuerungsgesellschaft (Steg) die Zukunft des südlichen Schlachthofgeländes zwischen Sternstraße und Laeiszstraße vor. Das neugestaltete Gebiet soll das durch den Schlachthof hermetisch vom Schanzenviertel abgetrennte Karoviertel mit diesem wieder verbinden: damit zusammenwächst, was zusammengehört.

Das Steg-Erneuerungskonzept, das die Gesellschaft heute um 19 Uhr in der „Stadtteiletage“ (Bartelsstr. 12) den Anwohnern vorstellen will, sieht eine Total-Umgestaltung des Geländes in zwei Schritten vor. Der ehemalige „Hunde- und Pferdeausspannstall“ (Hupf) wird derzeit unter Federführung der Sozial-Behörde zu einem Werkstatt-Komplex umgebaut, in den die heute noch in der Lerchenstraße beheimatete „Lerchenhof Handwerksgenossenschaft“ einziehen soll. Die Instandsetzung soll noch in diesem Frühjahr abgeschlossen werden.

Das Herzstück der ersten Umgestaltungsphase ist aber die Verwandlung der 80 Meter langen, ehemaligen Rinderschlachthalle in ein „lebendiges Zentrum mit konkreten Angeboten für die wohnende Bevölkerung“. In dem historischen Gebäude sollen ein 250 Quadratmeter großer Mehrzwecksaal, in dem Stadtteilfeste und Schulveranstaltungen stattfinden können, und ein Cafe' untergebracht werden.

Ein Kindertagesheim, Beratungsräume einer Elternschule und Räumlichkeiten für das Modellprojekt „Sozialpädagogische Tagesgruppe“ sind die sozialen Einrichtungen, die hier eine Bleibe finden sollen. Auch für ausländische Theatergruppen sollen Probenmöglichkeiten geschaffen werden, die im Viertel lebenden Roma hier einen Treffpunkt bekommen. Während im Erdgeschoß Einzelhändler und Gewerbetreibende angesiedelt werden könnten, ist im Obergeschoß die Einrichtung von zwanzig Atelierwohnungen geplant.

Doch bevor der erste Spatenstich getan werden kann, muß das Gelände noch von der Liegenschaft ins Treuhandvermögen der STEG übergehen. Die hofft, schon Anfang 1993 mit der Umgestaltung des Schlachthof-Südzipfels beginnen und sie Mitte der 90er Jahre beenden zu können. Die Pläne sind mit den zuständigen Behörden „grob abgestimmt“. Zunächst einmal aber haben die Anwohner das Wort: „Jetzt wollen wir die Anregungen der Nachbarn hören und das Konzept entsprechend verändern“, betont STEG-Sprecher Rüdiger Dohrendorf.

Doch die Planer denken schon weiter: Wenn in zehn Jahren der gesammte südliche Schlachthof zur viehfreien Zone erklärt wird, beginnt die „Entwicklungsstufe Zwei“ der Umgestaltung, für die die Stadtentwickler schon mehrere Modelle ausgetüftelt haben. Die Lieblingsvariante der Steg (siehe Skizze): Auf den Freiflächen finden ein 10000 Quadratmeter großer Park, 140 Wohnungen und eine doppelte Schulturnhalle Platz. Die neue Grünfläche und der Restschlachthof werden durch zwei Gewerbeblöcke voneinander getrennt. „Noch ist das Zukunftsmusik“, betont Dohrendorf. Doch das muß nicht mehr lange so bleiben. Marco Carini

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