: Freunde im Ring
■ Der verbale Schlagabtausch kommt vor dem WM-Kampf zwischen Holyfield und Bowe nicht so recht auf Touren
Berlin (taz/dpa) – Der übliche verbale Schlagabtausch beherrscht auch das Vorfeld des am Freitag in Las Vegas stattfindenden Weltmeisterschaftskampfes zwischen dem Titelträger Evander Holyfield und seinem Herausforderer Riddick Bowe. Allerdings tun sich die Kontrahenten etwas schwer, eine wirklich bösartige Stimmung aufkommen zu lassen. Zum einen sind Holyfield und Bowe eher nette Kerle, jedenfalls im Vergleich zum ehemaligen Champ Mike Tyson. Zum anderen sind sie auch noch befreundet, seit der 1,94 Meter große Bowe 1987 den Sparringspartner für Holyfield spielte. Trotzdem geben sich beide Mühe: „Ich habe meinem Freund Riddick gesagt, wenn er Weltmeister werden wolle, dann soll er bis 1996 warten. Dann werde ich ihm den Titel schenken“, meinte Holyfield. „Evander war immer ein netter Junge. Es ist schade, daß ich ihn vermöbeln muß“, konterte Bowe.
Was dem Duell der Kumpels besondere Brisanz verleiht, ist die Tatsache, daß dies der erste Schwergewichts-Titelfight seit 1988 ist, bei dem beide Gegner bisher ungeschlagen sind. Damals siegte Tyson gegen Michael Spinks. Der 30 Jahre alte Holyfield gewann sämtliche seiner 28 Profikämpfe, 22 durch K.O. Ebenso wie Bowe, der 31mal siegreich bliebt und dabei 27 Gegner ausknockte.
Allgemein wird der 25jährige Herausforderer zum Favoriten erklärt. Der hatte zwar vor Beginn seines Trainingslagers üble Gewichtsprobleme, dürfte aber die neun Kilo abtrainiert haben, um auf sein Idealgewicht von 104 zu kommen. Holyfield traut so keiner recht die Titelverteidigung zu, und Bowe selbst verbreitet natürlich Optimismus: „Evander hat bisher noch keinen geboxt, der größer ist als er und trotzdem schnell auf den Beinen.“ Tatsächlich wiegt Holyfield nur 94 Kilo, hat bei nur 1,86 Meter eine geringere Reichweite und gilt allgemein als schlagschwach. Zudem hat der Champion Probleme mit seinem sechsköpfigen Trainerstab. Fitneßcoach Tim Hallmark und Krafttrainer Chaz Jordan liegen schon länger im Dauerstreit, die anderen vier tun kräftig mit. Im Trainingslager in Houston hat er sich zudem noch eine Platzwunde zugezogen. Doch zwei Tage vor dem Kampf verbreitet Holyfield Zweckoptimismus: „Mr. Bowe hat keine Chance. Ich fühle mich riesig.“ Und selbst wenn er verlieren sollte, darf er sich hinterher dank einer Börse von 15 Millionen Dollar wenn schon nicht riesig, dann doch zumindest reich fühlen. Bowe kassiert zwar nur sechs Millionen, aber wäre dafür immerhin Meister aller Klassen. Und das eine oder andere Milliönchen kommt bei beiden auch noch aus Werbeverträgen und TV-Erlösen zusammen. to
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