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■ Mit den Pressezaren auf du und duBlattsterben im Osten

Der Deutsche Journalisten- Verband (DJV) warnte in der vergangenen Woche mit klaren Worten: Die Pressekonzentration habe in den fünf neuen Bundesländern Ausmaße angenommen, die es selbst zu DDR- Zeiten nicht gegeben habe, sagte ihr Vorsitzender Hermann Meyn.

Ein Blick in die Statistik bestätigt diese dramatische Entwicklung — und daß das Gossenblatt Super! inzwischen eingegangen ist, das ist nur ein schwacher Trost.

Von den einst sieben überregional erscheinenden DDR- Zeitungen mit insgesamt 16 Ausgaben waren zum 1. August 1992 nur noch ganze drei mit fünf Ausgaben vorhanden. Die Zahl der regionalen Abonnementszeitungen der Blockparteien reduzierte sich sogar von 13 Zeitungen mit 63 Ausgaben auf lediglich drei Blätter mit 21 Ausgaben.

Von einst immerhin 44 westdeutschen Verlagen, die sich in der ehemaligen DDR engagierten, sind noch 27 übriggeblieben. Die Zahl der Ausgaben westdeutscher Tageszeitungen für ostdeutsche Regionen ging von 23 auf 12 zurück. Neun ostdeutsche Verleger hatten versucht, mit Hilfe von westdeutschen Partnern, neue Zeitungen am Markt zu etablieren. Ihre Zahl ist nun auf sechs zurückgegangen. Der einzige rein ostdeutsche Zeitungsversuch, das dünne und linksorientierte Boulevardblatt Super-Ossi scheiterte bereits nach 33 Tagen.

Die Gewinner sind die 15 ehemaligen SED-Bezirkszeitungen, die einst in 210 Ausgaben herauskamen. Nach ihrem spektakulären Verkauf im April 1991 durch die Treuhand an ein überwiegend konservatives Verlagsspektrum wurde keine einzige Zeitung eingestellt. Die Anzahl der Lokalausgaben verringerte sich nur geringfügig auf 203, und es steigen jetzt noch die Auflagen in einigen Fällen – auch weil das Angebot sich insgesamt verringert hat.

Nicht zuletzt mit diesen hochauflagigen Objekten sind die großen Westverlage mit der deutschen Vereinigung noch stärker geworden. Drei große Zeitschriftenverlage – darunter Gruner+Jahr vom zweitgrößten Medienkonzern der Welt, Bertelsmann – konnten im Zuge der Aufteilung des ostdeutschen Zeitungsmarktes mit einem Aufwand in Milliardenhöhe in das Tageszeitungsgeschäft einsteigen. Viele mittelständische Verleger aus dem Westen machten hingegen im Osten die Erfahrung, daß sich ihr Engagement nicht ausgezahlt hat. dpa/taz

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