: Ungleichzeitigkeiten und Standortfragen
■ Betr.: Frauenwoche '92
Betr.: Frauenwoche '92
Voll Empörung mußten wir zur Kenntnis nehmen, daß Ausgrenzung auf der Frauenwoche '92 völlig geschichtslos fortbetrieben wird. Als hätte es nicht einen zehnjährigen Kampf um Erreichbarkeit von Frauenorten, in diesem Fall der Frauenwoche, gegeben, geführt auf Plenen und in Veranstaltungen, dokumentiert in Programmen, veröffentlicht in z.B. taz-Artikeln. Zum Rassismus scheint klargemacht zu sein, daß er nicht das Problem Schwarzer FrauenLesben ist, sondern daß das Problem struktureller Rassismus ist, der u.a. von weißen FrauenLesben getragen wird. Ausgrenzung behinderter FrauenLesben wird kommentarlos, geschichtslos, verantwortungslos auf diese zurückgeworfen.
„Rollstuhlfahrerinnen sind leider auf fremde Hilfe angewiesen.“ Welche da handelt, Täterin ist, wird mit diesem Satz verschwiegen. Verschleiert. Stimmt: Harte Zeiten. Weißes, nichtbehindertes deutsches herrschaftsnormenerfüllendes und herrschaftsnormensetzendes Hamburger FrauenLesbenbewußtsein schlägt zu.
Spricht da ein Wertewandel? Haben frühere Frauenwochenorganisatorinnen noch wenigstens einen Trägerinnenbereitschaftsdienst organisiert, um damit der Herrschaftsarchitektur etwas entgegenzusetzen, scheint '92 das Motto „Anderssein und Fremdheiten“, „Normierung“ und „Lebensräume“ nur noch intellektuell unter sich diskutiert werden zu sollen, keinesfalls jedoch im Beisein derer, die den normenfüllenden FrauenLesben anders und fremd erscheinen.
Eindeutig: Mißerfolg. Soviele Jahre Hamburger FrauenLesbenkampf gegen Ausgrenzung behinderter FrauenLesben: Eindeutiger Fall von Erfahrungsverfall. An der Erfahrungsvermittlung kann es nicht gelegen haben, da einige der Vorbereitungsfrauen '92 direkt an zurückliegenden Auseinandersetzungen beteiligt waren.
Frauen und Ausgrenzung. Ist Ausgrenzung männlich?
Fazit: Rollstuhlfahrerinnen sind auf der Frauenwoche '92 unerwünscht.
KEIN ORT NIRGENDS KEIN ORT
(alles Kursive: Zitate aus'm Programm) oshra b. danker u.a.
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