: »Mit wischen und saugen ist es nicht getan«
Mit der Entgiftung der Wohnungen in der Oberstraße 14 will die Firma Rentokil dieser Tage beginnen. Die Insektenbekämpfer haben angekündigt, mit dem Industriestaubsauger zu reinigen und die behandelten Flächen mit einer neutralisierenden Lösung abzuwaschen. Das berichtet Axel Bühler, einer der Mieter; die Prozedur soll nur eine Viertelstunde dauern.
Das wird nicht reichen: „Mit einer Viertelstunde wischen und saugen ist es sicher nicht getan,“ erklärte auf Anfrage der taz Hubert Wißkirchen, Amtsarzt in Delmenhorst. Dort nämlich mußte eine Schule für zwei Monate geschlossen werden, nachdem das Pyrethroid Cyfluthrin gegen Flöhe versprüht worden war. Die Entgiftung war bisher erfolglos. Der Amtsarzt: „Wir wissen nicht, wie wir das Zeug rauskriegen sollen!“
Am Tag nach der Kammerjäger- Attacke Anfang August bemerkten Schüler und Lehrer beim Betreten der Klassenräume, daß etwas nicht stimmte. Sie bekamen Kopfschmerzen und Hustenreiz, die Augen brannten. Die Messung, die der Amtsarzt sofort anordnete, ergab einen Höchstwert von 350 Milligramm des Giftes pro Kilogramm Staub. Bei der Sanierung habe man sich genau an die Vorschläge des Bundesgesundheitsamtes (BGA) gehalten, betont Wißkirchen. Aber: „Wir haben keine guten Erfahrungen dabei gemacht, es hat sich gezeigt, daß das basische Dekontaminationsmittel nicht wirkte“. Daraufhin habe man sich an den Hersteller des Insektengiftes gewandt, die Firma Bayer.
Aber auch die Versuche mit weiteren Dekontaminationsmitteln haben an der Delmenhorster Schule nichts gebracht. Danach war das Pyrethroid immer noch nachweisbar. Es wurde gerade mal eine gewisse Verminderung des Giftes erreicht, nicht aber der empfohlene BGA-Richtwert von einem Milligramm pro Kilogramm Staub.
Die Kinder gehen seit Ende der Herbstferien wieder in die Schule. Dort hat man sich inzwischen aufs normale Putzen verlegt. Vera Stadie
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