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Ein Geschichtsmuseum auf der Suche nach Universitäts-Kontakt

■ Umbau des Deutschen Historischen Museums kostet 450 Millionen

Mitte. Die Vision von einem Neubau für das Deutsche Historische Museum (DHM) europäischen Zuschnitts, den der italienische Architekt Aldo Rossi als geräumigen Geschichtstempel in den Spreebogen bauen wollte, ist mit der deutschen Wiedervereinigung begraben worden. Museumsdirektor Christoph Stölzl als neuer Herr im barocken Zeughaus Unter den Linden, wo bis zum 3. Oktober 1989 das Museum für Deutsche Geschichte der DDR residiert hatte, muß sich jetzt umstellen. Dem Gründungsdirektor des DHM dürfte das allerdings nicht allzu schwer fallen, da er sich mit seinem neuen „Stammsitz“ in der historischen Mitte Berlins längst angefreundet hat. Und statt der ursprünglich veranschlagten etwa 380 Millionen Mark für den Rossi- Bau, die Skeptiker allerdings als bei weitem nicht ausreichend bezeichneten, fließen jetzt aus Bonn für die Zeughaus-Umstrukturierung immerhin 450 Millionen Mark nach Berlin.

Mitte des Jahrzehnts wird das Gebäude an der Prachtstraße Unter den Linden für zwei bis drei Jahre geschlossen. Für die 450 Millionen Mark soll das Zeughaus räumlich erweitert werden, indem das Dach erhöht wird. Ein Ausbau ist für das benachbarte Minolgebäude vorgesehen. Es soll nach dem Umbau für die Verwaltung des DHM genutzt werden. Hinzu kommt ein Neubau auf einem benachbarten Grundstück, auf dem sich zur Zeit noch ein veraltetes Depot- und Werkstattgebäude befindet.

Für die Verbindung dieser drei Häuser stellt sich Stölzl eine Untertunnelung vor. Der Direktor möchte auch die Nachbarschaft des Museums zur Humboldt-Universität nutzen. Ihm schwebt eine enge Anbindung an die Wissenschaft vor, so daß auch geschichtliche Forschung in naher Zusammenarbeit stattfinden kann.

Während der Schließung werden große Wechselausstellungen im benachbarten Alten Museum an der Museumsinsel gezeigt. Die Schließzeit dient auch zur Vorbereitung der künftigen Dauerausstellung zur Geschichte, von der eine „Probefassung“ möglicherweise noch vorher gezeigt werden soll.

Das Bauvorhaben wird aller Voraussicht nach das Göttinger Architekturbüro Brandi verwirklichen, das bereits früher ein Konzept für das Zeughaus erarbeitet hat. Von einigen Seiten hatte es Kritik gegeben, daß kein öffentlicher Wettbewerb ausgeschrieben war. Nun soll aus Zeitgründen das Brandi-Konzept übernommen werden. Museumsdirektor Stölzl verteidigte dieses Vorgehen mit dem Argument, Brandi kenne das Haus am besten und habe schon die Vorarbeiten geleistet.

In den noch verbleibenden Jahren sind weitere Wechselausstellungen vorgesehen. Zur Zeit ist gerade die Dokumentationsschau „Die UFA. 1917–1945 – Das deutsche Bilderimperium“ in Vorbereitung. Diese Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Stiftung Deutsche Kinemathek öffnet am 3. Dezember ihre Pforten. dpa/taz

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