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„Dann mach ich das hier“

■ Rette sich wer kann: Panik bei den Sozis nebst einem Retter

Alte Polithasen wissen: Je schneller die Gerüchte umlaufen, desto schlechter ist es um das Gemeinwesen bestellt. Was sollen wir dann bloß von unseren Sozis halten? Ständig geht es: Pling! Kochendheiß serviert, wie im Maggi-Kochstudio.

Seit letzter Woche schon werden Journalisten in düstere Ecken gezerrt: „Hastunichgehört? Eine Umfrage in Bremen, die CDU auf 32, die Grünen bei 11, die FDP auch so, aber haltdichfest, die SPD bei 27kommafünf. Aber sag bloß nicht, Du hasts von mir.“ Kein Mensch hat je diese Umfrage gesehen oder gar in Auftrag gegeben, weder offiziell, noch unter der Hand. Aber schietegal, das Ergebnis hat hektische Betriebsamkeit freigesetzt. Und das Motto heißt: Rette sich wer kann!

Andreas Lojewski hat den Absprung geschafft. Fragt sich nur, wer wird sein Nachfolger als Sprecher der Wirtschaftsdeputation? Natürliche Erben sind die Deputationsmitglieder Detmar Leo und Marlis Grother-Hünecke, und Leo hat auch schon ganz unruhig mit dem Fuß gescharrt. Da schlug Fraktionschef Claus Dittbrenner aus heiterem Himmel Konrad Kunick vor. Ausgerechnet Kunick, der Gegner der Ampel.

Und schon wird wild spekuliert: Warum macht der Mann sowas? Letzte Meldung aus dem Sozi-Kochstudio: Dittbrenner will nichts wie weg. Und weil „weg“ in seinem Fall auf dem Chefsessel der Bremischen oder der Gewoba oder noch besser von beidem ist, braucht er die Rechten in der Partei. Egal, ob Kunick mehr von der Wirtschaft versteht, als zwei Bier für Grobi und sich zu bestellen.

Hinter den Kulissen wird geschoben und gekungelt, was das Zeug hält: Der Unterbezirk West steht treu zu Konnie und Nord ist stramm Leo. Bremerhaven ist Bremerhaven und damit unberechenbar. Bleibt Ost: Tja, Konrad, schade eigentlich, die Ostler haben sich getroffen und wollen Wedemeier dann doch wohl lieber nicht den Kunick als Kuckucksei ins Nest legen.

Aber die Stunde der großen Koalition naht. Davon ist zumindest einer überzeugt, und der erzählt es allen, nicht nur in öffentlichen Gastwirtschaften. Im Rathaus wird die Rettung Bremens beschlossen und keinen Steinwurf entfernt wird getönt. „Wartet ab, bis die Hausaufgaben aus Bonn wieder zurück sind“, hat Claus Grobecker im Privatissimum gesagt. „Das gibt keine eins, das wird denen um die Ohren gehauen.“ Höret, ihr Ampelisten, das Ende naht im März, denn also spricht der große Grobi: „Von dann an mach ich das hier, und vom jetzigen Senat ist dann keiner mehr dabei.“

Pling, macht die Sozi-Mikrowelle. Und alle sind gespannt, ob mehr dabei herauskommt, als eine politische Tütensuppe, ganz besonders Ihre Rosi Roland

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