piwik no script img

Unterm Strich

Die Berliner Olympiabewerbung geht in ihr drittes Jahr, der Endspurt beginnt, Attraktionen werfen ihre Schatten voraus: Pina Bausch und Billy Forsythe tanzen für Olympia. Eine „Sonnen-Licht-Installation“ auf dem Alexanderplatz wird herbeischaffen, woran es dem Berliner als solchem bekanntlich am meisten gebricht: Sonne! Und wenn es ihm darob zu warm geworden, gibt es die verlockende Aussicht, in Schwimmbädern oder auch Boxhallen Sportfilme zu schauen. Wir stellen uns das sehr schön vor: Im Wasser liegen und Luis Trenker gucken. Almplätschern sozusagen. Typisch berlinerisch.

Eine andere Berliner Institution, Gisela May, muß sich von einer weiteren, dem Berliner Ensemble, verabschieden: abgewickelt. Aber Ruhm und Ehre bleiben der Diseuse, welche von dpa einmal als „First Lady des politischen Chancons“, ein andermal gar als „sozialistische Nachtigall“ apostrophiert wird – ein Ehrentitel, den sie angeblich seit ihrem UNO-Auftritt anläßlich des 25. DDR-Jubiläums trägt. „Geschichten mit Senioren gibt es leider im Moment zu viele“, klagt die Künstlerin, die dennoch jüngst einen ARD-„Krimi-Spaß“ abdrehen konnte. Die Spannung, gemischt mit unbändiger Vorfreude, wächst ins Unermeßliche, wenn wir erfahren, in welcher Rolle Gisela May dort zu betrachten sein wird: als Mutter von Evelyn Hamann.

Weiteres aus dem Seniorentheater: Die Londoner Inszenierung des Agatha-Christie- Stücks „Die Mausefalle“ ist 40 Jahre alt geworden. „Die Attraktion der ,Mausefalle‘ ist die Suche nach dem Mörder“, verrät dpa, um alsdann anzumerken: „Ein derart langlebiges dramatisches Unternehmen fordert natürlich seinen Tribut unter den Schauspielern. Von der Originalbesetzung sind nur noch vier Mitglieder am Leben.“ Wir lernen: Auch Theaterspielen kann tödlich sein.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen