: Neue Vorwürfe gegen Kupfer
■ Rostocker Polizeidebakel: Innenminister soll gehen
Schwerin (dpa) – Der mecklenburg-vorpommersche Innenminister Lothar Kupfer (CDU) ist wegen des Polizeidebakels bei den ausländerfeindlichen Ausschreitungen in Rostock Ende August erneut erheblich unter Beschuß geraten. Die Vorsitzenden der Fraktionen von SPD und Linke Liste/PDS im Landtag verlangten seinen Rücktritt. Ein entsprechender Antrag war allerdings bereits einmal im Landtag gescheitert.
Hintergrund für die Angriffe ist ein Bericht im Spiegel, nach dessen Aussage Kupfer für den Polizeieinsatz, bei dem ein Wohnheim mit Vietnamesen ohne Schutz Randalierern überlassen wurde, größere Verantwortung trage als bisher zugegeben. Ein internes Polizeiprotokoll zeige, daß Kupfer an entscheidenden Einsatzbesprechungen teilgenommen habe, die zum Ergebnis hatten, daß die Beamten von dem bedrohten Gebäude abgezogen wurden. Bei der Besprechung mit Kupfer sei eingeschätzt worden, daß die „vietnamesischen Staatsbürger weniger in Gefahr“ seien „als die Polizei“. Daraufhin seien dem Einsatzleiter zwei neue Hundertschaften verweigert worden. Auch am nicht funktionierenden Funkverkehr zwischen den Beamten sei die politische Führung nicht schuldlos. Die örtliche Polizei hatte in einem Jahr mindestens viermal im Innenministerium und beim Landespolizeiamt einen weiteren Kanal angemahnt. Der einzig verfügbare Kanal sei während der Brandnacht durch „Funkpfeifen“ gestört und über Stunden „zugequatscht“ gewesen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen