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Massaker an Flüchtlingen

■ Der Bürgerkrieg in Tadschikistan eskaliert

London/Duschanbe (AFP/dpa) – Bei einem Angriff auf ein Flüchtlingslager in der Nähe der tadschikischen Hauptstadt Duschanbe sind nach russischen Angaben am Samstag achthundert Menschen getötet oder verletzt worden. Der britische Rundfunksender BBC berichtete, schwerbewaffnete Einheiten hätten ein Lager angegriffen, in dem sich überwiegend Flüchtlinge aus der südlichen Kurgan-Tjube-Region aufgehalten hatten. Ob die Angreifer Kommunisten oder islamische Kämpfer waren, ist bislang nicht bekannt.

Durch den seit sechs Monaten anhaltenden Bürgerkrieg in der ehemaligen Sowjetrepublik wurden bereits rund eine halbe Million Menschen aus ihren Heimatorten vertrieben. Mit dem drohenden Wintereinbruch spitzt sich das Flüchtlingselend dramatisch zu. „Als erstes brauchen wir warme Kleidung für die Kinder“, sagt ein Helfer des Roten Kreuzes in der Hauptstadt Duschanbe. „Wir versuchen, die Familien wenigstens notdürftig mit Nahrungsmitteln zu versorgen, damit sie irgendwie überleben.“

Menschen, die meist nur noch das besitzen, was sie am Leib tragen, drängen sich auf den Straßen im Zentrum von Duschanbe. Der Bürgerkrieg kostete schon mindestens 45.000 Menschen das Leben; das Rote Kreuz schätzt, daß allein 200.000 Flüchtlinge in Duschanbe Zuflucht gesucht haben. In Friedenszeiten lebten dort 400.000 Einwohner.

Die Hilfsorganisation plant eine Luftbrücke vom weit entfernten Kiew, der Hauptstadt der Ukraine, nach Tadschikistan, weil das benachbarte Usbekistan seinen Luftraum für Hilfsgüter-Flüge nicht freigibt. Die Straßen- und Eisenbahnverbindungen nach Duschanbe sind unterbrochen. Gegenwärtig ist die Stadt von prokommunistischen Einheiten vollständig umzingelt. Lebensmittel und Treibstoff reichen noch für zwei Wochen.

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