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Soli für Experten

■ Schmaleres Budget, mäßiges Publikumsinteresse: Das 17.Jazzfestival in der Fabrik war dennoch ein Erfolg

in der Fabrik war dennoch ein Erfolg

Gary Crosby ist von Beruf Bassist. Unter stürmischem Beifall hat er gerade seinen Auftritt mit der Gruppe des britischen Saxophonisten Courtney Pine hinter sich gebracht — und sich einen kleinen Drink genehmigt. Auf dem Weg zurück hinter der Bühne bleibt er wie versteinert vor einem der vielen Monitore stehen, die für vier Tage in der Fabrik aufgestellt sind. Die Kamerafrau des NDR hat ihr Objektiv auf den Bassisten der Gruppe des in Kamerun geborenen und in Paris lebenden Saxophonisten Manu Dibango gerichtet.

Gary Crosby setzt seinen Gang, nachdem der Kollege aus Zaire sein imponierendes Solo vollendet hat, applaudierend fort. Auf der Bühne strahlt der sechzigjährige glatzköpfige Altsaxophonist gute Laune aus. Man kennt ihn auch nicht anders. Was er mit seiner siebenköpfigen Gruppe bietet, ist nicht neu. Manche Stücke sind gar zwanzig Jahre alt. Dibango hat sie aber mit neuer Energie geladen. Nach dem bekannten Rezept hat er die Mischung aus afrikanischen Rhythmen und Jazz dem Publikum zum Tanzen vorgelegt. Auf der Seite, wo es etwas mehr Platz gibt, hat schon jemand seinen Oberkörper von der lästigen Kleidung befreit und tanzt sich den Frust von der Seele.

Am Tag zuvor, beim Auftakt des 17. Jazzfestivals, herrschte eine etwas kühlere Atmosphäre, was wohl daran lag, daß die Zuschauer in nur spärlicher Zahl erschienen waren. Michael Naura — NDR-Pabst und Mitorganisator des Festivals — hatte aber geahnt, daß eher wenige Leute den Klangexperimenten des Perkussionisten Günter „Baby“ Sommer beiwohnen würden.

Diese Überlegungen sind Teil des Konzepts, das die Verantwortlichen dieses Festivals seit Jahren verfolgen. Ein Konzept, das die beiden Eckpfeiler Qualität und Wirtschaftlichkeit verbindet. Das diesjährige Festival war allerdings in mancher Hinsicht anders als die vorangegangenen. Es war schlichter, sowohl was die Programmbesetzung als auch die Ausführung betraf. Die knappen finanziellen Möglichkeiten haben natürlich die Grenzen aufgezeigt. Große Namen fehlten — und diese Tatsache ist dem Festival wohl bekommen. Das Programm war voll mit kleinen Überraschungen und „Geheimtips“.

Der Saxophonist Courtney Pine mit Reggae-Rhythmen aus der Heimat seiner Vorfahren und anderen Folklore-Klängen, die er mit seinen Hard-Bop-Soli paarte; die italienische Sängerin Tiziana Ghihlioni mit ihrer melancholischen Stimme, den elegischen Texten und dem Klarinettisten Gianluigi Trovesi an ihrer Seite. Überrascht hat auch das Paolo Frezu Quintet mit solidem Mainstream-Jazz.

Zum Abschluß des Festivals spielte am Sonntag der Kontrabassist Charlie Haden. Mit seinem Liberation Orchestra arrangierte er unter anderem Lieder aus dem spanischen Bürgerkrieg. Seine Finger bewegten sich langsam auf den Saiten des sperrigen Instruments. Es schien, als ob jeder Schritt das Ergebnis eines Denkprozesses war. „Es ist meine lyrische Ader“, sagt er über seine Art zu spielen.

Leider fielen die Besucherzahlen für eines der interessantesten Festivals der letzten Jahre relativ mäßig aus. Qualität wird eben nicht immer honoriert. Die Leute geben lieber ihr Geld aus, um Top- Acts zu sehen, die zum zigsten Mal ihr durchgekautes Programm präsentieren. Nikos Theodorakopulos

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