Für 30 Millionen eine neue Glocke

■ Senat beschloß Sanierung des Konzertsaales

Für 30 Millionen

eine neue Glocke

Senat beschloß Sanierung des Konzertsaales

„Grünes Licht für die Sanierung der Glocke“ konnte Bremens Kultursenatorin Helga Trüpel gestern verkünden: Bei Enthaltung ausgerechnet ihres grünen Senats- Kollegen Ralf Fücks hatte die Landesregierung beschlossen, die Renovierung des einzigen bremischen Konzertsaals endlich in Angriff zu nehmen. „Seit fünf Jahren warten wir darauf“, meinte Hans- Helmut Euler, Vorsitzender des Rates der Stiftung „Wohnliche Stadt“, die immerhin mit 14 Millionen im Finanzierungsplan des Senats steht.

Weitere 14 Millionen soll die Wirtschaftsdeputation aus dem Tourismus-Förderungs-Topf beisteuern. Zwar hat die SPD-Fraktion am Montag ihren Widerstand nicht aufgegeben und der neue Deputationssprecher Detmar Leo um ein halbjähriges Moratorium gebeten, der Senat ließ sich aber nicht noch einmal vertrösten. Die Sanierung der Glocke steht in den Koalitionsvereinbarungen, erinnerte als Befürworter des Projektes Wirtschaftssenator Claus Jäger (FDP). Zudem habe man dem Dom, der auf die Verfügung über seine Immobilie bis zum Jahren 2050 gegen ein Entgeld von 3000.- Mark pro Monat verzichten soll, nicht länger hinhalten können.

Auf Vergleiche mit den derzeit geplanten Bäderschließungen reagierte Jäger einigermaßen sauer: Bremen habe im Städtevergleich einen katastrophal niedrigen Kulturetat, der vor 60 Jahren erbaute Konzertsaal mit überregional anerkannter Akustik müsse erhalten werden. Bei der Versorgung mit öffentlichen Bädern, so Jäger, sei eine Fehlplanung aus früheren Jahren zu korrigieren: Bremen liege deutlich über dem Durchschnitt anderer Städte, und die Besucher-Zahlen für die Stadtteil-Bäder seien dramatisch gesunken.

Wie die Fraktion der SPD hatten auch die Grünen Bedenken gegen den Sanierungsaufwand erhoben. Kultursenatorin Trüpel begrüßte deshalb den „einmütigen Senatsbeschluß“, sie will ihn offensiv vor ihrer Parteibasis vertreten. Die Glocke werde von einem breiten Publikum besucht, betonte sie, und bei der geplanten Sanierung könne von Luxus keine Rede sein: 60 Prozent der Kosten entstünden durch technische Anlagen, etwa durch den Einbau einer Lüftung. Der aus Denkmalschutz-Erwägungen umstrittene Umbau des Treppenaufganges, der im Inneren der Glocke ein Restaurant mit Blick auf den Kreuzgang des Doms ermöglichen würde, kostet dagegen nur 350.000 Mark. Über Details des vorliegenden Architektenentwurfs werde noch zu reden sein.

Die geplanten 30 Millionen seien wirklich die Kostenobergrenze, beteuerte Jäger. Trüpel: „Wir gehen davon aus, daß es ein Kosten-Controlling gibt.“ K.W.