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■ Press-SchlagAm Rio de la Plata

„Es Bayer, es bueno“, heißt ein verbreiteter Werbeslogan in Uruguay. Ruiz Martinez, Trainer einer Kinderfußballmannschaft in der Provinz Treinta y Tres, hat offensichtlich zu viele der von der rheinischen Tablettenschleuder produzierten Sendungen über den Bundesligafußball gesehen, in dem besagter Spruch vom Segen der Bayer- Erzeugnisse gebetsmühlenhaft wiederkehrte. Um die Leistungen seiner Zöglinge aufzupolieren, mischte er einen vermeintlichen Zaubertrank, bestehend aus Aspirin und einer anderen nicht minder dubiosen Ingredienz: Coca Cola. Diesen brisanten Cocktail verabreichte er seinen Spielern kurz nach Matchbeginn. Das Team von Trainer Martinez begann die Meisterschaft erfolgreich, doch die Sache flog auf, als ein Akteur seinem Vater von den merkwürdigen Methoden des Coaches berichtete. Martinez wurde suspendiert und auf Lebenszeit gesperrt.

Cola mit Aspirin sei ein Stimulanzmittel, sagte Juan Carlos Paullier, Präsident der Nationalen Kommission für physische Erziehung; nach Meinung des uruguayischen Dopingspezialisten José Veloso Fernández sei damit „erhöhte Aufmerksamkeit und Aufregung“ zu erreichen.

Der Fall Martinez illustriert eine Entwicklung im uruguayischen Jugendfußball, die seit einiger Zeit heftig kritisiert wird. Die große Bedeutung, die der Fußball im Land des zweifachen Weltmeisters hat, verleitet Eltern und Trainer dazu, einen großen Leistungsdruck auf die kickenden Kinder auszuüben. „Man muß ein für allemal verstehen“, appelliert Paullier, „daß Kinderfußball kreativ und nicht kämpferisch sein soll. Ein Zeitvertreib.“ Veloso fürchtet, daß der Zaubertrank des Ruiz Martinez kein Einzelfall bleiben wird: „Heute geben sie Aspirin, morgen vielleicht wer weiß was.“ Es Bayer, es bueno! Hasta la victoria siempre. Matti

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