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Opas Fernsehen ist mausetot

■ Fernsehspiel: Junge RedakteurInnen fordern ihr Programm

Anläßlich der „Baden-Badener Tage des Fernsehspiels“ diskutierten zwanzig junge Fernsehspiel- und SerienredakteurInnen von ARD, ZDF, SRG und Arte die Zukunft des Genres. Die taz dokumentiert ihre Thesen.

In der Debatte wurde scharf kritisiert, daß öffentlich-rechtliche Programmverantwortliche die Zeit zwischen 17 und 22 Uhr ausschließlich als Spielfläche der Unterhaltung definieren. Sie werfen damit in Panik über Bord, was sie zu retten vorgeben: die öffentlich- rechtlichen Qualitäten und Grundsätze. Gleichzeitig verliert das öffentlich-rechtliche Fernsehspiel die Generationen der Zwanzig- bis Vierzigjährigen. Das Fernsehspiel wird aber nur überleben, wenn es sich in der prime time neugierig und offen gegenüber einer veränderten Wirklichkeit verhält. Wir fordern neue Wege für erfolgreiche Fernsehspiele abseits von harmoniesüchtigem Quoten-Fetischismus.

– Auch im Fernsehspiel muß die junge Generation für die Öffentlich-Rechtlichen wiedergewonnen werden. Sie wird ausgegrenzt, weil sich viele Fernsehspiele inhaltlich und formal muffig, antiquiert und verschnarcht präsentieren. Dies hängt u. a. mit der fundamentalen Fehleinschätzung der Hierarchien zusammen, die sich den Erfolg nur noch vom Kopieren und Variieren leichter, seichter und trivialer Muster erhoffen.

— Es wird verschwiegen, daß gerade das auf reine Unterhaltung abzielende Programm wesentlich höhere Quotenverluste hinnehmen mußte als das vielgeschmähte anspruchsvolle Fernsehspiel. In der veränderten Medienlandschaft geht es längst nicht mehr um das Massenpublikum, sondern um große Minderheiten. Das heißt nicht, daß wir einem elitären Fernsehspiel das Wort reden wollen.

– Geschichte, Themenbereiche und Ästhetik der Fernsehspiele für die prime time müssen sich stärker mit dem gesellschaftlichen Wandel auseinandersetzen. Wer sich dabei nicht auch formal erneuert, schaufelt sich das eigene Grab.

Während sich die gesellschaftlichen Tabus, die Wert- und Bildvorstellungen in Hinblick auf Politik, Sexualität, Religion und Gewalt drastisch verändert haben, verharren öffentlich-rechtliche Fernsehspiele immer noch bei einem Codex, der heute überholt und langweilig wirkt.

Wir fordern:

– Schnellere und überschaubare Entscheidungswege und mehr Flexibilität in der Finanzierung von Projekten

– Vereinfachung der bürokratischen und hierarchischen Stukturen

– Größere Freiräume in der Vergabe von bezahlten Exposés und Buchentwicklungen

– Umfassendere Entscheidungskompetenzen für die Redakteure/ innen und damit eine Verstärkung der Arbeitsmotivation

– Professionelle und zielgerichtete Pressearbeit, Werbung und Marketing auch im eigenen Programm

– Junge Autoren und Regisseure müssen zur besten Sendezeit bei ARD und ZDF regelmäßig vertreten sein und auch in Reihen und Serien einbezogen werden

– Ab 1994 einen festen Sendetermin pro Monat in der prime time von ARD und ZDF für das Junge Fernsehspiel.

Stellvertretend für die Gruppe Christian Granderath, Gebhard Henke, Karina Ulitsch

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