Wohnungen von Türken durchsucht

■ Kölner Informationszentrum spricht von gezielter Aktion gegen Antifaschisten

Berlin (taz) – Wegen des Verdachts auf Spendengelderpressung und der Fortführung einer verbotenen Organisation hat das bayerische Landeskriminalamt gestern 21 Wohnungen und Büros durchsuchen lassen lassen. Nach Angaben des LKA wurden bei der Aktion, die sich gegen die 1983 verbotene türkische Gruppierung „Devrimci Sol“ (Revolutionäre Linke) richten soll, Durchsuchungsbeschlüsse in München, Ingolstadt, Augsburg, Nürnberg, Passau und Straubing vollzogen. Durchsucht wurde auch das „Informationszentrum für freie Völker“ in Köln. Nach den Angaben der Polizei wurde umfangreiches Material sichergestellt.

Die Mitarbeiter des Kölner Informationszentrums wehrten sich entschieden gegen die Darstellung, es handele sich bei ihrem Büro um eine Einrichtung von „Devrimci Sol“. Es sei vielmehr Informationsstelle und Archiv, das Menschenrechtsverletzungen in der Türkei und in Kurdistan dokumentiere. Nach ihren Angaben wurden drei Personen, darunter der Vorsitzende des Trägervereins, festgenommen. Festnahmen wurden vom LKA nicht bestätigt.

Während ein Polizeisprecher den zeitlichen Zusammenhang zum Mord an drei türkischen Mitbürgern im schleswig-holsteinischen Mölln als reinen Zufall bezeichnete, sprachen die Mitarbeiter des Zentrums von einer „gezielten Aktion, mit der Antifaschisten eingeschüchtert werden sollen“. Als Anlaß vermuten sie die von ihnen herausgegebenen Berichte über die Zusammenarbeit Bonns mit der türkischen Regierung und über die Waffenlieferungen der Bundesregierung zur Bekämpfung der Kurden in der Türkei. Bei der Durchsuchung wurden zwei Computer beschlagnahmt, Adressen- und Faxlisten mitgenommen. Die Beamten hätten sich geweigert, einen Grund für die Durchsuchung anzugeben. wg