: Soundcheck: Me Phi Me / Die Angefahrenen Schulkinder
SOUNDCHECK
Heute nacht: Me Phi Me. Lange hat es gedauert, bis wieder einmal einer daherkam und eine neue Marke für den Rap schuf. A- und B-Note für Me Phi Mes Debut-Album One erlauben es, schon jetzt von einer neuen Errungenschaft für die Popmusik zu sprechen, und mit Sicherheit von einer der überraschendsten musikalischen Ereignisse des Jahres '92. Das liegt nicht nur an der akustischen Gitarre, die One dominiert, auch nicht nur an den PM Dawn-mäßigen Chorälen im Einklang mit wärmsten Rhythm'n'Blues-Linien auf soft- smarten Tanz-Grooves: nein, der Mann von 21 Lenzen hat eine Aura aus Liebe, Sex und Intelligenz, die uns, die wir im Regen geduckt unsere Häute in einen erfüllten Moment zu retten versuchen, vor Neid erblassen läßt. Schön von Gestalt, herzlich in der Botschaft und cool-verspielt im Sound, ein Teppich der brüderlichen Angebote, so erscheint Me Phi Me. Sein Sinnen nach Individualität und positivem Denken mag auf den ersten Schein ein wenig revisionistisch erscheinen, offenbart sich aber schnell und gründlich als reflektierte Lebenshaltung, die nach vorne sieht. Me Phi Me verlangt eins mehr: Mut zum Kämpfen und zum Sein. tlb
Mojo, 1 Uhr
Heute abend: Die Angefahrenen Schulkinder. Angefangen haben Die Angefahrenen Schulkinder mit einer Klage von einem Asyl-Rumänen, Pjotr Maff-Ei, weil sie einen nicht unberühmten Schlager des gitarrespielenden Gehirnzellenzerstörers einer schonungslosen Kur unterzogen. Seitdem sind einige Jahrhunderte der Popmusik vergangen, und die Band war stets weiter bemüht, mit der Waffe der Wahrheit, verpackt in Musik, Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zu verunglimpfen. Frisch in Erinnerung ist uns zumindest doch noch „Tötet Onkel Dittmayer“, oder? Wieder Unterlassungsklage, aber schließlich wollte der Orangensaft- Mitschnacker Humor beweisen und kniff. Die Band besteht also forthin und nimmt sich jetzt Steffi Graf zur Hose, um sie „auf ihrem Weg hin zur Weiblichkeit zu unterstützen“. Wer soviel schlechten Geschmack verpackt in Pöbeleien vom Bühnenhoch und derbste Klamotte nicht mag, der gehört verklagt. tlb
Große Freiheit, 21 Uhr
Außerdem: Der Weichheit letzter Schuß oder das Plüsch-Grausen ewiger Eltern, der unsägliche Herman van Veen füllt ab heute für 13 Abende das CCH 2.
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