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Belly Button Window

Bauchnabelfenster (ein Wort für Gitarre, denke ich, da hängt sie ja.)

Da bin ich, hier, in der Gebärmutter drin, und seh mich um:

heraus aus meinem Bauchnabelfenster, und was seh ich, saure Gesichter.

Ich frage mich, ob sie mich wirklich wollen da draußen.

Was geht da vor, alles hängt schief, sagt's gleich,

wenn ihr mich nicht haben wollt, grad jetzt,

ich geh gern zurück zu den Ungeborenen.

Ich weiß noch gut, das letzte Mal,

sie feilschten herum wegen mir.

Also wenn ihr mich wieder nicht wollt, entschließt euch, wo und wann,

wenn ihr mich jetzt nicht wollt, geben oder nehmen,

ihr habt nur noch 200 Tage,

allzu oft komm ich hier nicht mehr die Rutsche runter.

Ihr wißt, sie haben Pillen, für ihre Krankheiten, ihre Grillen,

ihre Thrills und ihre Fehltritte sogar.

Aber ich glaube, diesmal seid ihr ein bißchen zu spät.

Ich komme jetzt also runter in diese Welt, Daddy,

egal ob Liebe oder Haß. Ich setz mich in deinem Bett auf, Mama,

und werd grad in dein Gesicht reingrinsen.

Und dann eß ich alle deine Schokolade auf und sage:

ich bin doch wohl nicht zu spät dran damit.

Also entschließt euch, geben oder nehmen, das wär's,

überlegt's euch gut, geben oder nehmen, 200 Tage, mehr sind es nicht.

Aus ihrem Schoß heraus seh ich mich um.

Sie stößt ihn herum. Und ich seh aus meinem Bauchnabelfenster

und frage in ihre zergrübelten Gesichter,

ob sie mich wirklich haben wollen, da draußen.

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