■ Nach Mölln: Großdemo in Kiel
Kiel (AP/taz) – In Kiel demonstrierten am Samstag etwa 2.000 Menschen gegen den Rassismus. SPD-Chef Engholm warnte, jeder Angriff auf ausländische Mitbürger, auf Friedhöfe und Gedenkstätten sei ein Angriff auf die Verfassung, auf die Demokratie, „auf uns selbst“. Er mahnte: „Straßenterror ist kein Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung, sondern Gefährdung des demokratischen Rechtsstaats.“ Das zu kapieren könne nicht schwer sein. „Aber diese Straftäter haben ja gerade soviel Verstand im Hirn wie Haare auf dem Schädel“, fügte er hinzu. Totzdem solle jeder wissen: „Brutale innere und äußere Glatzköpfigkeit führt in den Knast. Nirgendwohin sonst.“ In Lübeck nahmen am Samstag 6.000 Menschen an einer Demonstration teil, in Rendsburg waren es nach Polizeiangaben 900, in Neumünster 700 und in Reinbek bei Hamburg 400 Demonstranten. In Wilhelmshaven folgten 4.000 Demonstranten dem Ruf des DGB.
Berlin (AP/taz) – In Trier protestierten 400 Menschen friedlich gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus, im saarländischen Homburg waren es 1.000 Demonstranten. Vor allem von Schülern wurden die Proteste in Frankfurt am Main getragen. Etwa 600 Angehörige zweier Schulen in den Stadtteilen Oberrad und Berkersheim wandten sich gegen die Anschläge von Mölln und warben für Toleranz gegenüber ausländischen Mitbürgern. In Dortmund rief Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth zu mehr Toleranz auf. In Singen und Tübingen etwa gingen jeweils rund 1.500 Menschen auf die Straße. In Stuttgart demonstrierten mindestens 500 gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus. Gestern wurde auch in Freiburg demonstriert.
Duisburg/Dortmund (dpa/taz) Rund 2.500 türkische ImmigrantInnen versammelten sich am Samstag in Duisburg zu einem Schweigemarsch für die Opfer von Mölln. Die Demonstranten trugen Transparente mit der Aufschrift „Es reicht!“ und „Stoppt die rassistischen Mörder“. Anschließend zogen sie durch die Stadt.
Berlin (AFP) – Bei einer Demonstration gegen Rechtsradikale hat die Polizei am Samstag abend in Berlin-Kreuzberg 39 Personen vorläufig festgenommen. Wie ein Polizeisprecher am Sonntag in Berlin mitteilte, waren die rund 150 Demonstranten aus dem linken Spektrum mit Transparenten „Gegen Nazis“ und „Nie wieder Deutschland“ vom Kottbusser Tor aus losgezogen. Als die Polizei sie aufforderte, auseinanderzugehen, schleuderten die Teilnehmer Steine auf die Polizeibeamten. Daraufhin wurde die spontane Demonstration aufgelöst.
Kopenhagen (dpa) – Zweihundert Dänen haben am Freitag abend vor der deutschen Botschaft in Kopenhagen gegen den zunehmenden Rassismus in Deutschland demonstriert. Bei der Veranstaltung wurde eine Hakenkreuzfahne verbrannt. Nach Angaben der Polizei versuchten einige Teilnehmer anschließend, die Straße vor der Botschaft zu blockieren, ließen sich aber von Beamten ohne weitere Gegenwehr wegtragen.
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