: Politische Staatsanwälte sind zurück
■ Von Januar an Sonderdezernat am Landgericht/ Rechtsextreme Straftäter sollen wirksamer bekämpft werden
Berlin. Die 1990 unter dem rot- grünen Senat abgeschaffte Politische Staatsanwaltschaft feiert ihr leises Comeback: Vom 1. Januar nächsten Jahres an werden die Kompetenzen der Staatsanwaltschaft 11 am Landgericht, die bisher für Gruppen- und Rohheitsdelikte zuständig war, erheblich erweitert. Justizsenatorin Limbach begründete die Maßnahme am Dienstag mit dem „verstärkt auftretenden Rechtsradikalismus“. Die Abteilung soll 20 Mitarbeiter umfassen. Leiter wird Staatsanwalt Carlo Weber, der schon in der früheren Politischen Staatsanwaltschaft arbeitete.
Zu den neuen Aufgaben des Dezernats gehören unter anderem Delikte wie Landfriedensbruch, Schwerer Hausfriedensbruch, Volksverhetzung, Gewaltdarstellung und Aufstachelung zum Rassenhaß, das Verwenden von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen sowie Gewalttaten mit rassistischem oder ausländerfeindlichem Hintergrund.
Der Schritt von Limbach löste gestern unterschiedliche Reaktionen bei den Parteien aus. Die Fraktionsvorsitzende von Bündnis90/ Grüne, Renate Künast, nannte die Wiedereinführung der politischen Staatsanwaltschaft „schlichten Aktionismus“. Die jetzt erfolgte Konzentration werde Schaden anrichten, aber keinen Nutzen bringen. Sie befürchte vielmehr, daß die staatsanwaltliche Erfassung von Jugendlichen, die rechtsextremes Gedankengut öffentlich äußern, zu einer weiteren „Stigmatisierung“ führe. Anders der rechtspolitische Sprecher der CDU- Fraktion, Andreas Gram. Limbach habe mit ihrem Schritt „ideologische Scheuklappen“ beseitigt und bewege sich „auf die Richtung zu, die wir wollen“. Allerdings lege seine Partei Wert darauf, daß das Sonderdezernat sich „auch mit dem Extremismus von Links beschäftigt“. Die CDU hatte erst kürzlich im Abgeordnetenhaus einen Antrag angekündigt, mit dem die Wiedereinführung der Politischen Staatsanwaltschaft gefordert wurde. sev
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen