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Die Herrin und das Dienstmädchen

Die Frau schaut in den Spiegel: was sie sieht —

ist nicht zu sehn;

schwerlich ist dort irgendwas. Übrigens, wozu dann

das eine bewundern und sich Gedanken machen,

wie das andere reparieren

durch diesen oder jenen Kniff? Wozu sich erforschen?

Offenbar ist dort etwas. Etwas verlangt nach zarter Salbe,

nach Halsketten, nach Spangen. Still steht das Dienstmädchen

in Erwartung der Bitte, die sie nicht erfüllen kann.

Ja, wir haben einander niemals verstanden.

Das ist verständlich.

Das war nicht schwer.

Schwerer war anderes: wir wußten

alles voneinander. Alles, restlos, bis zu unserer letzten

zartesten Unendlichkeit.

Nicht wünschend, nicht denkend — wußten wir.

Nicht hörend, wußten wir

und berieten im Kopf seine Bitte, mit der er nicht dazu kam,

sich an uns zu wenden oder gar daran zu denken. Wie auch.

Die Bitte ist ein und dieselbe bei uns allen;

da ist nichts außer dieser

Bitte.

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