Asyl für vergewaltigte Frauen gefordert

■ Reaktionen auf Kriegsverbrechen

Bonn (taz/dpa/AFP) – Die Nachrichten von massenhaften und systematischen Vergewaltigungen von Frauen und Mädchen im Krieg in Bosnien-Herzegowina haben die Öffentlichkeit aufgerüttelt. Weltweit wurden gestern Forderungen nach Konsequenzen erhoben. Über 60.000 Sexualverbrechen sind bislang bekannt. Die Opfer – zumeist Muslimaninnen – werden von serbischen Militärs und Freischärlern in eigens dazu eingerichteten Lagern gefangengehalten und mißhandelt.

In Bonn forderte Außenminister Kinkel die britische EG-Präsidentschaft und den Sonderberichterstatter der UN-Menschenrechtskommission, Tadeusz Mazowiecki, auf, aktiv zu werden. Den Mißhandelten müsse auch im Rahmen der EG „wirksam und schnell“ geholfen werden, schrieb er an seinen britischen Kollegen Douglas Hurd. An Mazowiecki schrieb Kinkel, „besonderes Augenmerk auf diese Art von Verbrechen zur richten. Wir müssen in der Lage sein, die Schuldigen strafrechtlich zur Rechenschaft zu ziehen.“

Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Rita Waschbüsch, verlangte, daß den Opfern der Gewalttaten auch in Deutschland vermehrt Zuflucht und Schutz gewährt wird. Der Lutherische Weltbund forderte ein militärisches Eingreifen der UN in Bosnien- Herzegowina, um die systematischen Vergewaltigungen sofort zu stoppen. Das Deutsche Rote Kreuz erneuerte die Forderung des Internationalen Roten Kreuzes auf Zugang zu allen Lagern in Ex-Jugoslawien. Dadurch könnten Verletzungen der Genfer Abkommen aufgeklärt und Frauen vor unmenschlicher Behandlung geschützt werden.

Mit der Verabschiedung einer Verurteilung der Serben als der Hauptschuldigen für die andauernden schweren Menschenrechtsverbrechen in Bosnien-Herzegowina und im besetzten Ostkroatien ging am Dienstag abend eine Sondersitzung der UNO-Menschenrechtskommission zu Ende. Nur Belgrad und Havanna stimmten gegen die Resolution.