: Überfall auf Neonazis
■ Türken und Deutsche verletzten vier Anhänger der rechtsradikalen FAP lebensgefährlich/ Schlägerei in der FAP-Parteizentrale
Deutsche und Türken sind offenkundig nicht mehr bereit, den Übergriffen von Neonazis tatenlos zuzusehen. Am Mittwoch abend schlugen sie nun brutal zurück: bei einem Überfall auf die Wohnung des Bundesgeschäftsführers der militanten „Freiheitlich Deutschen Arbeiterpartei“ (FAP), Glenn Goertz, wurden vier Neonazis lebensgefährlich verletzt.
Zunächst war es zwischen Neonazis und Antifaschisten auf dem Halstenbeker Bahnhofsvorplatz (Kreis Pinneberg) zu einer heftigen Schlägerei gekommen. In der Wohnung von Goertz fand nämlich gerade ein Treffen von FAP- AnhängerInnen statt. Aus der Gruppe von Türken und Deutschen löste sich plötzlich ein Trupp und versuchte die nahegelegene Wohnung von Glenn Goertz zu stürmen. Zunächst gelang es auch, die vor dem Haus postierten vier FAP-Wächter zu überwältigen. Im zweiten Stock des Treppenhauses kamen den Angreifern aber dann mehrere vermummte Neonazis entgegen, die mit Gewalt und Reizgas die Antifaschisten zurückschlagen konnten. Im Verlauf der Schlägerei, bei der die Antifaschisten auch Baseballschläger einsetzten, wurden vier FAP-Sympathisanten schwer verletzt. Itzehoes Oberstaatsanwalt Friedrich-Gerhard Wieduwilt zur taz: „Bei einer Person wurde ein Messer im Rücken gefunden.“ Inzwischen sei der Mann aber außer Lebensgefahr.
Nach Angaben von Wieduwilt ist ein in Hamburg lebender 20jähriger Türke vorübergehend festgenommen worden, dessen Auto vor der Goertz Wohnung gesehen worden war. Wieduwilt: „Er hat eine Tatbeteiligung eingestanden, weil seiner Meinung nach gegen das momentan bestehende Klima ein Gegenzeichen gesetzt werden mußte.“ Er habe aber ausgesagt, an der unmittelbaren Auseinandersetzung nicht beteiligt gewesen zu sein und eine derartige Eskalation auch nicht gewollt zu haben. Die Staatsanwaltschaft wird nun prüfen, ob Haftbefehl erlassen wird. Der berüchtige Neonaziführer Michael Kühnen – Gründer der verbotenen Aktionsfront Nationale Sozialisten – hatte die FAP einstmals aufgebaut. Wegen Kühnens Homosexualität kam es aber dann in der Partei zu heftigen Querelen. Kühnen spaltete sich mit Christian Worch ab und gründete zunächst die „Bewegung“. Worch ist heute Kopf der zur FAP konkurrierenden militanten „Nationalen Liste“ in Hamburg. Aus Hamburg Peter Müller
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