: Bremens SPD-Chef Isola zurückgetreten
■ Innerparteiliche Kritik an Asyl-Taktiererei/ Bremer SPD steht zur Ampel
Bremen (taz) – Die turnusgemäße Sitzung des Bremer SPD- Landesvorstandes begann am Freitag nachmittag mit einer kleinen Überraschung: Der Landesvorsitzende Horst Isola erklärte in drei Sätzen seinen Rücktritt und schlug die Tür hinter sich zu. Hintergrund des Rücktritts ist Isolas Rolle in der Asyl-Debatte. Während er in Bremen im September einem Vorstoß des Bürgermeisters Wedemeier zur Lockerung der Artikel-16-Position heftig und radikal entgegengetreten war, hatte er schließlich auf dem Bundesparteitag als einziger der Bremer Delegierten für den Engholm-Kompromiß gestimmt.
Anlaß seines Rücktritts war eine SPD-interne Zeitung, die die Kritik an seiner Taktiererei mit einem anonymen Leitartikel „Isola: Partei an der Nase herumgeführt“ auf den Punkt brachte. Als „dünnhäutig“ wird Isolas Reaktion interpretiert, der erst im März 1992 gewählt worden war.
Der Landesparteitag der SPD am Samstag wurde so nicht nur für die kurze Teilnahme an einer Kundgebung gegen Ausländerfeindlichkeit unterbrochen, sondern auch für eine Aussprache über die Lage der SPD in der Bremer Ampel-Koalition. Nach ihrer schweren Wahlniederlage im Dezember 1991 liegt die SPD bei Umfragen in der Wählergunst immernoch nur bei 30 Prozent. Daß die Partei sich in einer Großen Koalition besser profilieren könne als zwischen FDP und Grünen, ist die heimliche Hypothese vor allem ausgeschiedener früherer Senatoren, die sich neckisch „Exil-Senat“ titulieren. Wer diese Diskussion weiter führe, „treibt die Partei in den Abgrund“, warnte Fraktionschef Claus Dittbrenner.
Die Aussprache ergab dann ein einhelliges Votum für die Fortsetzung der Ampel-Koalition. Am 6.Februar soll ein Nachfolger für Isola gewählt werden. Klaus Wolschner
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen