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■ Das PortraitLina Vusković

Opposition liegt bei den Vuskovićs in der Familie. Ihre serbische Mutter, die als Jungkommunistin den Zweiten Weltkrieg im Schweizer Exil überlebt, sagte: „Wenn meine Partei an der Macht ist, werde ich gegen sie sein.“ Ihr Großvater – berühmter kroatischer Opernsänger, der für die jugoslawische Idee war – besang 1926 in einer romantischen Oper nicht den Heldenmut der Kroaten, sondern den der Serben. Das vergaben ihm seine Landsleute nicht, und er mußte Zagreb verlassen. Lina Vusković gehört heute zur Oppositionsbewegung in Serbien. Sie gehört auch zu den unermüdlichen Frauen in Schwarz, die jede Woche in Belgrad gegen den Krieg demonstrieren, „aber die Oppositionsbewegung kriecht am Boden, wir brauchen Unterstützung“.

Tatsächlich wird die serbische Opposition vor allem von der internationalen Frauen- und Friedensbewegung unterstützt. Gewerkschaften sind politisch entmachtet, sozialdemokratisch orientierte Parteien sind derzeit politisch schwer einzuordnen und ohne Zugriff auf die großen Massenmedien Radio und Fernsehen. „Miloševićs Politik ist Politik der Gewalt. Dieser Krieg verarmt die Bevölkerung. Die Industrie bricht zusammen, der Immobilienmarkt bricht zusammen, und alles kann jetzt von denen, die vom Krieg profitieren, billig gekauft werden. Nationaler Besitz wird neu verteilt. So wird aus politischer Macht wirtschaftliche Macht, die danach wieder zu politischer Macht wird.“ Lina Vusković hat andere Ideen. Deshalb gründete sie 1990 die Frauenpartei. Zusammenarbeit und nicht Konkurrenz, weniger Profit dafür größeres Verständnis sollte den politischen Stil einer echten Demokratie ausmachen. Aber weil der Krieg den Oppositionellen jegliche Plattform des in die Zukunft gerichteten Handelns nimmt, sehen sie sich nur noch als Reagierende. foto nr. 23

Foto: Hucky Porzner

„Wir können nicht agieren. Man nimmt uns die Themen, verstehen Sie, man nimmt uns die konstruktive und aktive Basis politischer Ideen.“ Auch die Frauenpartei ist „eingefroren“. Lina Vuskovićs Hoffnung liegt trotzdem in der Mobilisierung der internationalen Frauenbewegungen. Ein neuer Handlungsansatz der Solidarität, Zusammenarbeit und Toleranz muß von ihnen gefunden werden. „Neofaschismus ist das äußerste Gesicht des Konservativismus. Ihr müßt und könnt hier etwas dagegen tun. Wenn ihr etwas tut, tut ihr es auch für uns.“ Waltraud Schwab

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