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Alte Klischees aktiviert

■ Studie zum Hamburg-Bild: Reeperbahn zieht immer noch

zieht immer noch

BürgerInnen auf der Couch: Na, dann erzählen Sie mal, was fällt Ihnen so zu Hamburg ein? Dieses Assoziations-Spielchen wurde jedoch nicht von Zöglingen Freuds veranstaltet, sondern von einem Marktforschungsinstitut, und zwar im Auftrag der Wirtschaftsbehörde Hamburg. Eruiert werden sollte das Hamburg-Image bei Besserverdienenden in Ost und West.

Herauskristallisiert hat sich bei der Studie, daß immer noch die alten Klischees und Images von Hamburg funktionieren. Hans Albers, die Reeperbahn, der Michel und der Hafen fallen allen ein. Doch werden die Assoziationen aufgesplittet in Antworten aus den alten oder den neuen Bundesländern oder gar aus Hamburg selbst.

Das Rotlichtviertel gilt für 70 Prozent der ehemaligen Ostler als ein Symbol der Hansestadt, dagegen nur bei 30 Prozent der Hamburger. Das Nachtleben dagegen schätzen weit mehr Hanseaten, als dies der Rest Deutschlands tut. Einig sind sich alle Befragten aber wieder, wenn es um die Position Hamburgs als Medienstadt geht: Im Vergleich mit Berlin, München, Frankfurt, Köln, Düsseldorf und Stuttgart rangiert Hamburg bei allen Befragten auf Platz eins der medialen Drehscheibe. Die Lebensqualität wird allerdings in München höher eingeschätzt, Hamburg liegt hier nur auf Platz zwei. Bei der Kultur wird's dann langsam immer düsterer, nach Berlin und München ist der Stadt an der Elbe der dritte Rang beschieden. Doch dies ärgert nicht weiter, wenn die Marktforschung dann enthüllt, daß viele der Befragten mit Kultur „Cats“ oder das „Schmidts“ verbinden.

Unterm Strich läßt sich jedenfalls festhalten, daß Hamburg mit Berlin um den ersten Platz buhlt, und zwar in allem, was eine Stadt attraktiv macht. Eine methodenkritische Bemerkung am Rande: Die Befragten waren 312 Männer und nur 78 Frauen. Ob dies die Ergebnisse nicht etwas verzerrt? Annette Bolz

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