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Zurück zu den Besiegten

■ Russischer Kulturminister Sidorow in Bremen zur Sammlung Baldin

Der Besuch des russischen Kulturministers Ewgenij Jurjewic Sidorow in Bremen hat zu keinen neuen konkreten Abmachungen über die Rückführung der russischen Kriegsbeute aus der Bremer Kunsthalle, der „Sammlung Baldin“ gebracht. Das zeigte sich auf der gestrigen Pressekonferenz im Rathaus, als Sidorow, nach Gesprächen mit Bürgermeister Klaus Wedemeier und Kultursenatorin Helga Trüpel, weder schon einen genauen Zeitpunkt noch etwaige russische Gegenforderungen präzisierte konnte (“Das Leben ist kurz, die Kunst ist ewig. Geduld.“ so Sidorow mit den Worten der Dolmetscherin).

Im Januar werde es ein erstes Treffen der gemeinsamen deutsch-russischen Kommission in Dresden geben. Dort müßte dann über die Bedingungen einer gerechten Rückführung verhandelt werden. Wann schließlich die Sammlung europäischer Meisterzeichnungen, die im Moment als Ausstellung unter dem Titel „Erimitage“ in Petersburg zu sehen sind, nach Deutschland käme, ließe sich unmöglich jetzt schon sagen. Immerhin hätten auch die russischen Bürger ein Anrecht und ein Bedürfnis, diese Schätze zu sehen, von deren Vorhandensein sie bis vor kurzem selbst nichts gewußt hätten.

Sidorow betonte, daß es nicht um Revanche oder Aufrechnung bei der Rückführung von Kunstschätzen gehen dürfe. Es sei allerdings nicht leicht, den russischen Bürgern klarzumachen, warum sie den „besiegten“ Deutschen etwas wiederzugeben hätten, zumal die Zeichnungen ohne den Bewahrer Leutnant Baldin und ohne die Konservierung und Restaurierung in Rußland sicher verlorengegangen wären. Es sei also durchaus Sache der Deutschen darüber nachzudenken, was angesichts solcher Fakten eine „gerechte“ Rückführung sein könnte.

In gewisser Weise müsse man diese erste Rückführungsplanung an die Bremer Kunsthalle als Pilotprojekt für alle weiteren möglichen Rückführungen ansehen. An der Art ihres Ablaufes würden sich die neuen deutsch-russischen Beziehungen ablesen lassen. CoK

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