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Bitte nicht zensieren und hetzen-betr.: "Gegenöffentlichkeit" von H.-H. Kotte, taz vom 28.11.92

betr.: „Gegenöffentlichkeit“, von H.-H.Kotte, taz vom 28.11.92

Wollte nicht einst die taz eine Gegenöffentlichkeit herstellen und dokumentierte zu diesem Zweck u.a. Bekennerschreiben? Der Wahrheitsgehalt war dabei Nebensache, wichtig war es, dem anderen, dem Unterdrückten Raum zu geben. Hält sich nicht die taz für eine Zeitung mit mündigen Lesern, die sich ihre Meinung selbst bilden können? [...]

Der Artikel erschien nicht zufällig am Tag einer Aufführung des Films „Die Aids-Rebellen“. Daß dem eine Podiumsdiskussion und ein Symposium angeschlossen waren, erwähnt der Artikel mit keiner Zeile, vielmehr brüstet er sich damit, „bewußt kein Wort über diese Leute (gemeint sind die Anhänger der Thesen Duesbergs) verloren“ zu haben. Der gleichen Logik folgend, ließe es sich rechtfertigen, auch der verlogenen Aids- oder Ausländerpolitik der Bundesregierung keine Zeile zu widmen.

Konsequenterweise bemüht sich der Artikel nicht, wenigstens eine Behauptung des Films von Poppenberg zu widerlegen, sondern benutzt eine der Bild-Zeitung abgekupferte Herabwürdigungstechnik, die jede Diskussion erspart. [...]

Ebenfalls Yellow-Preis-würdig ist die, für jemand, der den Film nicht kennt, schwer erkennbare Vermischung von filmischen und außerfilmischen Inhalten. Die Behauptung, daß der Gebrauch von psychoaktiven Drogen für Aids verantwortlich ist, macht der Film zum Beispiel nicht. Auch die „gemeingefährliche und schwulenfeindliche“ These, daß nur Schwule und Drogensüchtige Aids bekommen, wird nicht aufgestellt.

Im Gegensatz zum taz-Artikel überläßt „Die Aids-Rebellen“ es dem Zuschauer selbst, sich eine Meinung zu bilden. Die „zur Tarnung untergemischten Interview- Schnipsel“ wurden bei der Podiumsdiskussion von einem „seriösen Aids-Experten“, Frau Dr.Mölling, sinngemäß so charakterisiert: „Ich fühle mich in meinen wesentlichen Aussagen und unverfälscht dargestellt.“

Daß schließlich die Förderung des Films durch unabhängige Gremien als Skandal bezeichnet wird, halte ich für gefährlich, weil so einer Vor-Zensur das Wort geredet wird. Eine Zensur wie bei den „Miss-Fits“ wäre dann ebenso unnötig wie ein Artikel, der den Rat, nicht „mit diesen Leuten zu diskutieren“, für zitierwürdig hält. Steff Ulrich, Filmregisseur

[...] Wenn Duesberg einmal eine provozierende Frage stellt, dann ist die gleich „zynisch“, wenn er sagt, die Kondome würden keinen einzigen Aids-Fall verhindern, dann ist Kotte sehr eifrig dabei, das auf die feindseligste Weise mißzuverstehen! Dabei vertritt Duesberg doch eine Kritik an der pharmazeutisch bestimmten Schulmedizin, die ihr wahrscheinlich in anderen Bereichen voll unterschreiben würdet!

Wenn Ruth Jensen (in: „Umweltschaden Aids?“, Verlag 2001) Aids auf die verschiedenartigsten Ursachen zurückführt: die Wellen radioaktiver Belastung seit 1945, die Vergiftung durch Herbizide u.ä., Chemikalien sowie durch ärztlich verpaßte Antibiotika, so kann man doch nicht sagen, das wäre völlig uninteressant! Alle diese Einflüsse schwächen das Immunsystem, das ist allgemein anerkannt, Aids aber, die Immunkrankheit per definitionem, soll nichts damit zu tun haben? Und daß AZT dem Immunsystem völlig den Garaus macht (klar, weil die Ärzteschaft hofft, Tabula rasa zu machen...), ist doch wohl auch unbestritten. Die Behandlung von Aids durch AZT oder weiter noch zu entwickelnde Medikamente steht für die totale Entmündigung der Kranken und ihre Auslieferung an die Pharmaindustrie. Auf der anderen Seite berichten zahlreiche Personen davon, daß sie etwa den Krebs durch eine radikale Umstellung ihres Lebens besiegt haben, und auch bei Aids versuchen es viele. [...]

Auf jeden Fall ist doch wohl klar, daß Duesbergs Thesen die Legitimität der Schulmedizin entschieden in Frage stellen und daß darüber ein Machtkampf um Gelder und Einfluß entbrannt ist. Es wäre traurig, wenn sich die taz so für eine Seite vereinnahmen lassen würde, daß sie sogar die Diskussion über dieses lebenswichtige Thema nicht mehr zuläßt. Gerd Büntzly, Heiligenroth

[...] Durch das Nichtzulassen von öffentlicher Diskussion über ein uns alle angehendes Thema wird persönliche Meinungsbildung verhindert und statt dessen in schlimmster Propagandamanier die landläufige Lehrmeinung als Wahrheit verkauft, obwohl auch die HIV-Puristen bei genauerem Hinsehen keinerlei stichhaltige Beweise für die Aufrechterhaltung ihrer Hypothese haben. Der Gegenseite, die etwas undifferenziert als „Duesbergianer“ zusammengefaßt wird (in deren Topf auch Leute wie Kawi Schneider geworfen werden, der behauptet, Aids gebe es gar nicht, das tut Duesberg nicht, er stellt lediglich die Ursache dieses neuen Krankheitssyndroms in Frage), wirft man Schwulenfeindlichkeit vor, von der sich der Autor offensichtlich besonders das Ansprechen der Emotionen verspricht, verschweigt aber, daß im Film namhafte schwule Ärzte aus NY zu Wort kommen, die aufgrund ihrer jahrelangen Praxis mit Aidskranken zu HIV-kritischen Positionen gefunden haben. [...]

Hepatitis A wird durch Tröpfcheninfektion übertragen, die anderen Hepatitis-Virus-Typen aber, genauso wie das HI-Virus, über den Blutweg.

Ich würde es begrüßen, wenn die taz eine differenzierte, objektive Gegenüberstellung der verschiedenen Lehrmeinungen zu Aids bringen würde. F.Altvater, Berlin

Seit wann druckt Ihr Hetzartikel ab? [...] Das ganze – nämlich Informationen zu unterdrücken – hat Methode, wie der Artikel offenbart: „Die taz beispielsweise hat bewußt kaum ein Wort über diese Leute verloren.“ Ähnlich geht die katholische Kirche vor und verbietet noch heute ihren Gläubigen, die Bibel selber im Haus zu haben. Die Priester wissen alles besser und bestimmen, was wir wissen dürfen. Noch drei erschreckende taz-Kostproben: „...gemeingefährlicher und schwulenfeindlicher Film...“ (das im zweiten Satz – ohne Begründung!) oder „angebliche ,Dokumentarfilm‘“ oder „Die Duesbergianer macher sich zunutze, daß das Wissen über Aids noch lückenhaft ist.“ Genau! Es ist noch lückenhaft!

Wieso weiß der Artikelschreiber alles? Und die Kategorie „Schuld“ führt er selber ein. Der Film erwähnt das Wort „Schuld“ nicht. Allerdings bringt er eine Lebensstildiskussion – und das sogar mit Argumenten! Diese und andere Argumente allerdings „werden von der Mehrheit der Aids- Forscher“ gar nicht erst diskutiert.“ Eben! Darum erwarte ich von der taz – den Anspruch hat sie doch –, über Diskussionen zu berichten und, wenn sie kann, Argumente zu widerlegen. Aber bitte nicht zensieren und hetzen. [...] Hans-Ulrich Niemitz, Berlin

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