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Sarajevo vor der Entscheidungsschlacht

■ Serben wollen die Stadt leerbekommen

Sarajevo (dpa/afp) – Der Kampf um die bosnische Hauptstadt Sarajevo ist offenbar in eine entscheidende Phase getreten. Knapp eine Woche nach ihrem Auftakt hat eine Offensive der serbischen Belagerer neben neuen Gebietseroberungen auch den Zusammenbruch beinahe aller Versorgungslinien für die rund 380.000 Einwohner der bosnischen Metropole bewirkt. Doch ist am Mittwoch die Straße, die von der Stadt zum Flughafen führt und zwei Tage von serbischen Panzern blockiert wurde, wieder geöffnet worden. Nachdem die Bevölkerung acht Tage lang von Hilfslieferungen abgeschnitten war, konnte sich am Mittwoch ein britischer Hilfskonvoi mit 140 Tonnen Lebensmitteln nach heftigem Mörserbeschuß in die Stadt durchschlagen.

In blutigen Kämpfen haben serbische Truppen bis Mitte der Woche beinahe den gesamten Westteil der Stadt unter ihre Kontrolle gebracht und somit alle Ausgangspositionen der moslemisch-kroatischen Verbände für einen eventuellen Durchbruchversuch verbaut. Einzelne Gegenstöße der Verteidiger zur Abschwächung der serbischen Offensive sind nach kurzlebigen Erfolgen in weitere serbische Geländegewinne umgewandelt worden. Die Zivilbevölkerung wurde inzwischen in das engere Stadtzentrum evakuiert.

Inmitten der schweren Kämpfe, während derer sich die allmähliche Niederlage der Verteidiger Sarajevos abzuzeichnen begann, kam von serbischer Seite ein zynisch wirkendes Angebot: Der Zivilbevölkerung wurde freigestellt, die Stadt angesichts bevorstehender „noch heftigerer Angriffe“ zu verlassen. Die Belagerer würden für eine freie Ausreise garantieren. Bereits am Dienstag hatte die Führung der bosnischen Serben einen Brief an die UN-Schutztruppen gerichtet, in dem sie eine Kooperation bei der Evakuierung von Zivilisten wünschte. Ansonsten werde sie die „Rettung der eigenen Volksgruppe selbst organisieren“. Seite 9

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