: Wärmflasche statt Heizdecke
■ Elektromagnetische Felder aus Hochspannungsleitungen, aber auch Haushaltsgeräten oder mobilen Telefonen machen krank / ÖKO-TEST sagt, wie man sich schützen kann
Wärmflasche statt Heizdecke Elektromagnetische Felder aus Hochspannungsleitungen, aber auch Haushaltsgeräten oder mobilen Telefonen machen krank / ÖKO-TEST sagt, wie man sich schützen kann
Alarmierende Nachrichten aus Schweden: Kinder, die in der Nähe von Hochspannungsleitungen leben, so ergab jetzt eine neue Studie, tragen ein verdoppeltes Risiko, an Leukämie zu erkranken. Ähnliches zeigen Untersuchungen in den USA. In England ergaben Forschungen, daß Versuchspersonen bei Einwirkung von elektromagnetischen Feldern, wie sie Elektrogeräte im Haushalt und am Arbeitsplatz verursachen, signifikant häufig unter Müdigkeit, Konzentrationsschwäche oder Kopfschmerzen litten. Baubiologen und Mediziner berichten über eine Vielzahl von Fällen, in denen chronische Schmerzen oder dauernde Schlafstörungen durch das Entfernen von Elektrogeräten aus dem Schlafzimmer mit einem Schlag verschwanden.
Ähnlich stellt sich die Lage bei Mobiltelefonen dar: Nachdem die Telekom sich bereits der Peinlichkeit aussetzte, die Normen für mobile Telefonapparate nachträglich ändern zu müssen, weil die Sender am Ohr das Gehirn wie ein Mikrowellenherd grillten, kämpfen nun Bürgerinitiativen gegen den Aufbau der Funktürme für das neue D-Netz. Denn Untersuchungen aus Lübeck haben gezeigt, daß die gepulsten Funkwellen die menschliche Biosignalverarbeitung beeinflussen.
Zwar gibt es bis jetzt noch keine eindeutige Erklärung für diese ungesunden Phänomene, doch einige vielversprechende Ansätze: Versuche an Ratten haben ergeben, daß schon schwache Magnetfelder die Produktion des körpereigenen Hormons Melatonin vermindern. Melatonin regelt den Schlaf-Wach- Rhythmus und wirkt zugleich krebshemmend. Elektromagneti-
1sche Felder beeinflussen den Austausch an Kalzium-Ionen, einem wichtigen Botenstoff für viele Körperfunktionen. Schließlich entdeckten amerikanische Wissenschaftler im menschlichen Gehirn magnetische Kristalle, die ebenfalls durch Magnetfelder beeinflußt werden könnten.
Trotz dieser Vielzahl von Forschungsergebnissen bestreiten die meisten arrivierten Wissenschaftler in Deutschland eine Gesundheitsgefahr durch Elektrosmog. Allerdings sind viele dieser Gutachter finanziell eng mit der Elektroindustrie verbandelt.
Immerhin: Das Bundesamt für Strahlenschutz fordert einen Vorsorgegrenzwert, der fünfzigmal niedriger liegt als die heute gülti-
1gen DIN/VDE-Richtlinien. Bei Computer-Bildschirmgeräten ist heute schon ein Grenzwert international anerkannt, der zwanzigtausendmal unter diesen Vorgaben liegt.
Aber auch ohne Änderung von Grenzwerten kann man sich gesundheitsschädliche elektromagnetische Felder vom Leibe halten. Denn mit dem Abstand zur Quelle verringert sich die Intensität des Elektrosmogs im Quadrat. „Ein Radiowecker unmittelbar neben dem Kopf ist gefährlicher als eine Starkstromleitung vor dem Haus“, meint der Neusser Baubiologe Wolfgang Maes.
Deshalb hier einige Tips:
-Stellen Sie so wenig wie möglich Elektrogeräte in ihren Schlafraum
1und konzentrieren Sie sie in einer Ecke möglichst weit weg vom Bett.
-Verzichten Sie auf Heizdecken, nehmen Sie lieber eine Wärmflasche.
-Kaufen Sie sich kein Wasserbett.
-Mit Netzfreischaltern kann man Schlafräume und sonstige Ruhezonen ganz vom Stromnetz abkoppeln, sobald die letzte Lampe ausgeschaltet wird.
-Verzichten Sie auf Euro-Flachstecker und achten Sie beim Kauf von Elektrogeräten auf eine vorhandene Erdung.
-Halten Sie sich so wenig wie möglich in der Nähe von Hochspannungsmasten, Bahnstromanlagen, Dachständern und Trafohäuschen auf.
Thomas Schmitz-Günther
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