: Aktionismus oder inhaltliche Arbeit?
■ Uni-weiter Aktionstag gegen Rassismus: Asta will Ursachen des Rassismus aufdecken und bekämpfen / Zoff hinter den Kulissen: Ausländer fühlen sich vom Rest der Studentenvertretung allein gelassen...
Mit einer Pressekonferenz machte der Hamburger Asta einen Tag verspätet darauf aufmerksam, daß es am Mittwoch einen uni-weiten Aktionstag gegen Rassismus gab. Auf Vollversammlungen wurde darüber diskutiert, was Studenten als Individuen gegen die wachsende Ausländerfeindlichkeit tun können, berichtet Markus Gunkel von der Asta-eigenen Antirassismus AG. Immer wieder heftig umstritten: der Mopo-Button „Stoppt den Hass!“ Analog zu der für Sonntag geplanten Lichterkette an der Alster sei dies eine Aktion, die zwar nichts schade, an der sich aber „genauso gut Helmut Kohl beteiligen könnte“.
Also, was tun? Die Asta-Funktionäre setzten gestern auf inhaltliche Arbeit. Markus Gunkel: „Wir müssen die politischen Ursachen von Rassismus aufdecken und bekämpfen.“ Gerade die Universität sollte dazu da sein, nach Lösungen für die gesellschaftlichen Probleme zu suchen, Fluchtursachen aufzuzeigen. Die Überprüfung der Lehrinhalte nach rassistischen Elementen sei bisher viel zu unsysthematisch oder überhaupt nicht geschehen.
Offene Anzeichen für rechte Tendenzen unter Studenten sind dagegen bisher noch die Ausnahme. Mittwoch früh lag zum Beispiel auf den Tischen der Cafeteria im Wiwi- Bunker wieder einmal die rechtsradikale Monatszeitung „Junge Freiheit“ aus. Ein Blatt, das nach Informationen des Asta von jungen Rep- Funtionären aus München herausgegeben und früh morgens heimlich dort hin gelegt werde.
Gestern lag auf den Tischen der Cafeteria ein leuchtend gelbes Flugblatt aus: Die „Demokratische AusländerInnen Liste“ (DAL) stellt sich zur Wahl fürs Studierenden-Parlament im Januar. Neben der Ausländerbehörde, dem Prüfungsamt der Uni und der chronisch überlasteten „Beratung für ausländische Studierende“ wird in dem Faltblatt auch der Asta scharf kritisiert. „Dort könnt Ihr deutsche Bürokratie genießen, denn sie schicken alle, die über Tätigkeiten und Veranstaltungen über Rassismus, Nationalismus und Faschismus informiert sein wollen, zum AusländerInnenreferat“, heißt es in dem an ausländische Kommilitonen gerichteten Text.
Hinter den Kulissen gab es also Streit. Und wie. Eine zum Abschluß der Aktionstage geplante Fete wurde abgesagt. Das AusländerInnen Referat setzte seine Ansicht durch, daß es nichts zu feiern gibt. „Der Antirassismustag kam drei Wochen zu spät“, kritisiert Erk Yontar vom AusländerInnen Referat. Der Kern-Asta habe zwar die Anti-Rassismus AG initiiert, aber nach Mölln kaum etwas spontan unternommen.
Da die deutschen Behörden aus-
1ländischen Studierenden viele Probleme bereiten, hat das AusländerInnen Referat allein mit der Beratung der Kommilitonen alle Hände voll zu tun. Die Gruppe fühlt sich überlastet, vom Rest der Studentenvertretung allein gelassen. Die deutschen Kommilitonen müßten endlich begreifen, daß Rassismus ihr Problem ist. Erk Yontar: „Wenn die Entwicklung so weitergeht, werden Deutsche die nächsten Opfer sein: die Linken, die Schwulen, die taz-Leser“.
Markus Gunkel findet die Kritik nicht berechtigt: „Wir machen eine ganze Menge gegen Rassismus“. Seit den Ereignissen von Rostock hätten sich zahlreiche Antifa-AGs an den Fachbereichen gebildet, es bestehe sogar die Gefahr, in einen hektischen Aktionismus zu verfallen. Trotzdem kann Gunkel die Genervtheit des AusländerInnen Referats nochvollziehen: „Dort wird die Bedrohung viel stärker wahrgenommen.“ Kaija Kutter
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