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Platz für Ministerien

■ Kein städtebaulicher Wettbewerb für Spreeinsel / Ausschuß "Berlin 2000" läßt Zukunft des Palastes der Republik offen

Berlin. Am kommenden Donnerstag legt die Bundesregierung fest, in welchen Gebäuden in Berlin sie zukünftig residieren will. Gut eine Woche zuvor, am Dienstag abend, verständigte sich der Senatsausschuß „Berlin 2000“ unter Leitung des Regierenden Bürgermeisters Diepgen auf die zukünftige Gestaltung des Regierungsareals auf und an der Spreeinsel. Dabei beschloß die Senatorenrunde, auf den ursprünglich vorgesehenen städtebaulichen Wettbewerb für dieses Gebiet zu verzichten.

Dieser soll lediglich noch für die Flächen rund um das ehemalige ZK-Gebäude ausgeschrieben werden, ansonsten will man gleich Bauwettbewerbe ausloben. Was wie eine reine Planungsformalie klingt, bietet der Berliner Regierungskoalition einen entscheidenden Vorteil: Sie kann die strittige Entscheidung über die Zukunft des Palastes der Republik und des angrenzenden Marx-Engels-Platzes erst mal auf die lange Bank schieben. An deren Gestaltung scheiden sich zur Zeit die stadtplanerischen Geister. Die CDU-Fraktion will dort das Stadtschloß wiederauferstehen lassen und ruft so selbst bei Stadtentwicklungssenator Hassemer Unwillen hervor. Grüne und SPD wollen den Palast, wenn auch in modifizierter Form, erhalten.

Der Ausschuß 2000 verständigte sich nun, zunächst den Bund als Eigentümer zur Asbestsanierung des Gebäudes aufzufordern. Der Schadstoff muß, ob Abriß oder Erhalt, auf jeden Fall behutsam beseitigt werden, danach bliebe, so die Einschätzung der Senatorenrunde, lediglich ein Stahlgerippe stehen.

Solchermaßen seiner DDR- identitätsstiftenden Hülle beraubt, könnte daraus leicht auch eine „schloßähnliche Wiederherstellung“ des zentralen Gebäudes auf der Spreeinsel werden. Deshalb findet der kulturpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Uwe Lehmann-Brauns, daß man den städtebaulichen Wettbewerb „sich sparen kann“. Daß die historische Schloßfassade dort hinkommt, ist ihm, „ergebnisorientiert“ betrachtet, das Wichtigste.

Ein solches Vorgehen ist in den Augen der stadtentwicklungspolitischen Sprecherin der Grünen/ Bündnis90, Michaele Schreyer, „völlig falsch“. Die Zukunft der einzelnen Gebäude müsse zunächst in einer Gesamtschau festgelegt werden.

Einigkeit herrscht hingegen bei den Berliner Politikern darüber, daß das Innenministerium zukünftig im ehemaligen Staatsratsgebäude und das Außenministerium im ehemaligen ZK-Gebäude residieren soll. In Bonn liebäugelt man statt dessen mit Ministeriumsneubauten an dieser Stelle. Das Justizministerium soll, das zumindest ist bislang unstrittig, im ehemaligen Kultusministerium am Molkenmarkt untergebracht werden. dr

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