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Weiß-vor-Wut-Buch

■ Zweites Treffen des Frauenaktionsbündnisses gegen Rassismus / Dokumentation alltäglicher Erlebnisse geplant

Kreuzberg. „Angehörige der Polizei und der Sicherheitskräfte mögen sich bitte zu erkennen geben“ – 150 Frauen quittierten die Bitte der Moderatorin mit Beifall und Lachen. Auch wenn sich selten jemand freiwillig enttarnt, so gehört doch jener Satz fast schon zum festen Ritual des Frauenaktionsbündnisses gegen Rassismus, Antisemitismus und Frauenverachtung, das sich am Wochenende in der Kreuzberger Schokofabrik zum zweiten Mal traf. Die Initiatorinnen des hiesigen Bündnisses haben es nämlich von der in New York gegründeten „Women's Action Coalition“ abgeguckt, am Anfang jeder Sitzung einige zentrale Sätze des eigenen Selbstverständnisses vorzulesen. Das Bündnis, so war zu hören, sei ein interkultureller, basisorientierter Zusammenschluß, dessen Aktionen auf dem wöchentlichen Plenum vorgestellt und mehrheitlich befürwortet werden müssen. Also eine Art Aktionsparlament.

So sind denn auch schon eine ganze Reihe von Aktionen und Aktiönchen in Vorbereitung. Die Liste reicht vom gemeinschaftlichen Tragen der im Auftrag des Unabhängigen Frauenverbands produzierten Buttons „Frauen sagen: Es reicht – gegen Fremdenhaß und Gewalt“ bis zur Aktion „Frauen gehen in die Luft“, die sich gegen die umgekehrte Abwärtsbewegung richten soll: daß das in Bonn neu ausgehandelte Asylrecht Flüchtlinge zwingen könnte, per Fallschirm in der Bundesrepublik zu landen. Eine weitere Aktion wurde gestern auf dem Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz realisiert: Eine Handvoll in Sopranhöhe singende Weihnachtsmänner überreichten den PassantInnen Äpfelchen, Nüsse und ein Flugblatt. Unter dem Titel „Schöne Bescherung“ wurden darin die rassistischen Übergriffe der letzten Zeit aufgelistet.

Geplant ist des weiteren, wahrscheinlich in Zusammenarbeit mit der „Antirassistischen Initiative“, eine Art Weißbuch – oder vielleicht besser: ein Weiß-vor-Wut- Buch über alltägliche Erlebnisse in diesem „Winter der Wut“. Darin sollen solche Episoden dokumentiert werden, die nicht in den Zeitungen erscheinen, die aber fast schon jedefrau erlebt oder mitansieht: Geschichten von rassistischen und sexistischen Übergriffen, aber auch von erfolgreichen kleinen und größeren Widerstandshandlungen. usche

Nächstes Treffen am Freitag, den 18. Dezember, um 20.30 Uhr in der Schokofabrik, Hinterhaus 4. Etage, Mariannenstraße 6. Übernächstes Treffen erst wieder am 9. Januar.

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