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Ein ziemlich einmaliger Vorgang-betr.: "Ein leuchtender Stern gegen Fremdenhaß!", taz vom 7.12.92

betr.: „Ein leuchtender Stern gegen Fremdenhaß!“,

taz vom 7.12.92

Wachen die Menschen auf? Werden sie sich ihres Bürgertums bewußt? Die Aktionen in München, Köln und vielen anderen Städten und Gemeinden lassen Hoffnung aufkommen.

Aber, der Bürger darf sich nicht gleich wieder ins Bett legen und der Annahme sein, nun ist alles OK. Hier in Köln hat BAB schon festgestellt, daß sich diese Aktionen nicht täglich wiederholen lassen. Jeder Bürger muß selbst an der Politik teilnehmen! Er hat schon gesehen, daß sein Tun zum Erfolg für Menschen führen kann. Aber die Aktivitäten des Bürgers sind ein ganzes Leben lang gefordert. Und er muß seine Forderungen nach wirklicher und funktioneller Demokratie auch den Parteien, Regierungen und Kirchen deutlich machen.

Hoffen wir, daß die Bürger für genügend Brennmaterial sorgen, damit diese Sterne in aller Welt und Tausende von Jahren leuchten könnten! Menschen und Welt sind dieser Hilfe dringend bedürftig!. Günther Bau,

Troisdorf-Altenrath

[...] Am vergangenen Sonntag hat hier in München die sogenannte Lichterkette stattgefunden, über die Ihre Zeitung in wirklich fahrlässiger Weise berichtet hat. Am Montag haben Sie eine kleine Meldung gebracht, daß einige zehntausend Münchner gegen Fremdenfeindlichkeit demonstriert hätten. Offensichtlich lag die Demonstration, die um 17 Uhr stattfand, zu spät für den Redaktionsschluß der Montagausgabe. Dieser Text muß vorproduziert gewesen sein. Für Ihre Dienstagausgabe wiederum war Ihnen die Sache dann schon zu lange her, so daß in ihr gar nichts mehr zu lesen stand.

Tatsächlich haben sich, dies sagt jedenfalls die Polizei nach Auswertung der Luftaufnahmen, am vergangenen Sonntag mehr als 400.000 Menschen zu einer Lichterkette zusammengefunden. Man schätzt, daß etwa weitere 100.000 Menschen durch die Unzulänglichkeit des MVV nicht zu der Lichterkette gelangen konnten. Summa summarum haben also mindestens 500.000 Münchner sich an dieser Kundgebung gegen Ausländerhaß beteiligt bzw. beteiligen wollen. Das sind immerhin 40 Prozent der gesamten Stadtbevölkerung. Meines Erachtens ist dies ein ziemlich einmaliger Vorgang in der neueren deutschen Geschichte. Ich hätte es für sehr wichtig gehalten, gerade auch in Ihrer Zeitung darüber eine zutreffende Berichterstattung zu sehen, da die tageszeitung erfreulicherweise im Ausland viel gelesen wird.

Ich bedauere es außerordentlich, daß die tageszeitung inzwischen demselben Aktualitätswahn verfallen zu sein scheint wie andere Medien und sich auf diese Weise zum Vorreiter einer Verkleinerung von Demontrantenzahlen macht, wie sie selbst von Seiten der Polizei noch nie gewagt worden ist. Ernst Reinhard Piper, München

Anm. d. Red.: Die Angabe „mehrere zehntausend Demonstranten“ war die zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses für den Andruck der ersten taz-Ausgabe einzig erhältliche. In allen späteren Ausgaben, die zum Teil auch in München vertrieben wurden, war von 300.000 TeilnehmerInnen der Lichterkette die Rede.

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