Hamburg leuchtet, Frankfurt rockt gegen Fremdenhaß

■ Lichterkette und Open-air-Konzert

Hamburg/Frankfurt (taz) – Am vergangenen Wochenende strahlte in München der Lichterstern von 400.000 Menschen, gestern leuchtete Hamburg: Mehr als 300.000 fanden sich um 17 Uhr beim Geläut der Kirchenglocken mit Kerzen und Taschenlampen an Außen- und Binnenalster ein, um gegen Fremdenfeindlichkeit und für mehr Toleranz ein Zeichen zu setzen. Zu der von Tempo-Chefredakteur Michael Jürgs angeregten Aktion hatten fast alle Hamburger Medien (natürlich auch die taz-Hamburg) aufgerufen. Unterstützt wurde sie durch den DGB, die Ärztekammer, die Hamburger Feuerwehr, Handels- und Handwerkskammer und etliche andere Organisationen. PolitikerInnen und Prominenz wie Uwe Seeler und Heidi Kabel waren mit auf den Straßen. Die Hamburger Verkehrsbetriebe setzen Sonderzüge und -busse ein. Bürgermeister Voscherau lobte lokalpatriotisch: „Diese Aktion paßt zu Hamburg, weil sie von jeher die weltoffenste und toleranteste Stadt Deutschlands gewesen ist.“ Ganz ohne bittere Begleitstimmen blieb die Lichterkette jedoch nicht. Flüchtlingsgruppen und „amnesty international“ hatten angemerkt, daß jetzt auch jene Medien, die dafür gesorgt hätten, daß Brandfackeln fliegen, jetzt Kerzen anzündeten.

Weit über 100.000 Menschen schunkelten und swingten in Frankfurt bei einem Rockkonzert gegen den Fremdhaß unter dem Motto „Heute die – morgen du!“. Über 30 KünstlerInnen von Peter Maffay bis Ute Lemper, von den „Scorpions“ bis zu „Bap“ sangen und spielten gegen den „Scheißausländerhaß“. Horst-Eberhard Richter mahnte zu weltweiter Solidarität, Annette Humpe und die „Prinzen“ lärmten gegen untätige Politiker. Und es wirkte nicht peinlich, als Ute Lemper aus der „Todesfuge“ des jüdischen deutschen Dichters Paul Celan rezitierte: „Der Tod ist ein Meister aus Deutschland.“ Seite 5