: Dem SFB-Erfolgsprogramm laufen die Hörer weg
■ Medienanalyse: Privatsender sind die eindeutigen Gewinner/ SFB3 legt zu
Berlin. Katerstimmung in der Masurenallee: Nur noch eine Minderheit der Berliner schaltet eines der vier SFB-Programme ein. Sollten sich die ersten Trends der neuesten Hörerumfrage, der Elektronischen Medienanalyse Ost (EMA Ost), erhärten, dann hörten im September/Oktober mal gerade 9,5 Prozent der Berliner das „Erfolgsprogramm“ 88,8 (vormals SFB 1). Die Infowelle 2, einst das Zugpferd des Senders, erreicht nur noch 7,3 Prozent. Bislang liegen jedoch nur die Zahlen zum weitesten Hörerkreis und zur Standardfrage „gestern gehört?“ vor. Die für die Werbewirtschaft interessante „harte Währung“, die Stundenreichweite, wird den Sendern erst zum Wochenende mitgeteilt. Eine unter Verschluß gehaltene zweite Untersuchung jüngeren Datums (3. Oktober bis 13. November) sieht für 88,8 noch schlechter aus. Danach kommen die Macher um Florian Barckhausen mal gerade auf 5,6 Prozent in Gesamtberlin. Leicht gewonnen haben bei der EMA Ost hingegen das Kulturprogramm SFB 3 (von 2,3 auf 3,5 Prozent) und das Jugendprogramm Radio 4U (von 3,4 auf 4,4 Prozent), dem der Zugewinn nichts mehr nützt, da Radio 4U in zwei Wochen zugunsten des „neuen“ Fritz! abgeschaltet wird.
Eindeutiger Gewinner der EMA Ost sind die Privatsender. Ob der bisherige Spitzenreiter, Hundert,6 (Berlin 23,2 Prozent) zugelegt oder verloren hat, geht aus den Zahlen nicht hervor, da sich der Frosch-Funk nicht finanziell an der Erhebung beteiligt hat, folglich zwar erhoben, aber nicht ausgewiesen wurde. „Unsere Lage am Markt ist seit langem so außerordentlich stark“, winkt Hundert,6-Chef Georg Gafron ab, „daß wir unser Geld lieber für die Hörer statt für Ergebnisse ausgeben, die wir von vorneherein schon kennen.“ Nach wie vor ist auch das Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den hitorientierten Sendern 104,6 RTL (12,8 Prozent) und r.s.2 (14,4 Prozent) nicht entschieden. Während r.s.2 in Berlin die Nase vorn hat, ist es in Brandenburg unentschieden. Als Gewinner betrachtet sich auch Radio Energy (Berlin: von 6,1 auf 6,8 Prozent). Geschäftsführer Thomas Thimme sieht „unser Konzept eines dynamischen Metropolen-Programms aufgegangen“. Der Berliner Rundfunk – im Herbst mit großem Aufwand reformiert – hat zwar zugelegt (von 6 auf 9 Prozent), den Durchbruch jedoch (noch) nicht geschafft, vor allem nicht in Brandenburg. Dort hält nach wie vor Antenne Brandenburg mit 47,6 Prozent die absolute Spitzenstellung. Stabilisiert hat sich Berlins einziger Nachrichtensender Info 101 mit 6,9 Prozent.
Mit Spannung warten die Macher nun auf die Reaktion der werbetreibenden Wirtschaft. Auch innerhalb der „RMS Berlin Kombi“ (Energy, r.s.2, Info 101, Berliner Rundfunk) dürfte es zu interessanten Debatten über den Verteilmodus der gemeinsam acquirierten Werbeeinnahmen kommen. Ilona Marenbach
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