piwik no script img

Persilschein für die Saga

■ Vorstand präsentiert Gutachten: alles okay / Opposition: Nebelbombe

: alles okay / Opposition: Nebelbombe

Wenn es nach der Saga und der Hamburger Baubehörde ginge, könnte die Saga-Story in — hoffentlich einbruchssicheren — Aktenschränken verschwinden, die Mitglieder des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses könnten sich weitere Sitzungen sparen und Hamburgs Zeitungen sich anderen Themen zuwenden. Denn: „Es gibt weder einen Saga-Skandal noch eine Skandal-Saga“ jubelte der Vorstand des gemeinnützigen Wohnungsbaukonzerns gestern bei der Vorstellung eines Gutachtens zur Vermietungspraxis des Unternehmens. Und die Baubehörde assistierte: „Die Vorwürfe aus dem politischen Raum gegen die Saga (können) nicht mehr aufrechterhalten werden.“

Das im Saga-Auftrag erstellte Gutachten von den Wirtschaftsprüfern der KPMG-Deutsche Treuhand AG, bescheinigt der Wohnungsbaugesellschaft, daß bei der Untersuchung der Mietverträge der Saga- Mitarbeiter „eine direkte Bevorzugung einzelner Mieter nicht festgestellt“ wurde. Die Mitarbeiter hätten Vorteile nur insofern gehabt, daß sie frühzeitig von freiwerdenden Wohnungen wußten. Für die Saga-Vorständler Johannes Stertkamp und Hartmut Brosius der Beweis, daß es in ihrem Konzern „Vetternwirtschaft und Sozialbetrug“ nicht gibt.

Also alles in Butter? Nicht ganz. Die KPMG ist bei ihren Nachforschungen durchaus auf „Mängel“ gestoßen. So hat die Saga bei Mietern mit sogenannten Instandsetzungs-Mietverträgen nicht überprüft, ob diese ihren Instandsetzungsverpflichtungen (für die Mietnachlaß gewährt wurde) auch nachgekommen sind. In 20 von 109 Fällen habe dies zu „erheblichen Vorteilen für die Mieter“ geführt. Auch habe die Saga vor 1990 Mieten kassiert, die zum Teil deutlich unter den Vergleichsmieten gelegen habe. Für den Saga-Vorstand wiederum „logische Vorgänge“, die mit der sozialen Verpflichtung des Unternehmens oder auch mit dem Zustand der jeweiligen Wohnung zu tun habe.

Das Gutachten bezieht sich allerdings nur auf einen kleinen Teil der Saga-Wohnungen. Untersucht wurden neben den 700 Mitarbeiter- Mietverträgen auch 1500 Mietverträge von Wohnungen, die der Stadt Hamburg gehören. Insgesamt verwaltet die Saga 8000 Wohnungen aus städtischem Besitz und 87000 eigene.

Für die GAL und CDU Anlaß genug, das KPMG-Gutachten als „Nebelbombe“ und „abgegriffenen Propagandatrick“ zu bezeichnen. Die KPMG habe nur einen winzigen Teil der Wohnungen untersucht, die Saga nur ausgewählte Textstellen aus dem Gutachten veröffentlicht. Der Saga-Untersuchungsausschuß der Bürgerschaft soll den vollständigen Text demnächst erhalten. uex

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen