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"Sie müssen bleiben und sich ermorden lassen-betr.: "500 Friedensaktivisten kamen nach Sarajevo", taz vom 16.12.92

betr.: „500 Friedensaktivisten kamen nach Sarajevo“,

taz vom 16.12.92

Erich Rathfelder wirbt seit Monaten für eine bewaffnete Intervention in Bosnien. Das ist sein gutes Recht – und es ist nur allzu verständlich angesichts des nicht enden wollenden Mordens und der Untätigkeit der europäischen Staaten. Nicht verständlich und akzeptabel ist allerdings die Art, wie er andere abqualifiziert. Er interessiert sich weder richtig für die Erlebnisse seiner Interviewpartnerin noch für das, was sie von den Wünschen der Bevölkerung Sarajevos zu berichten hat. Ihn interessiert nicht, daß es tatsächlich gelungen ist, mit 500 Zivilisten Sarajevo zu erreichen, daß durch diesen Besuch der Artilleriebeschuß reduziert werden konnte und welche Möglichkeiten sich daraus ergeben, mit zivilen Mitteln der Bevölkerung Sarajevos zu helfen. Dafür sorgt er sich sehr, ob „dem Kriegsziel der serbischen Seite Vorschub geleistet“ wird.

Trotzdem hat das Interview Informationswert. Die LeserInnen erfahren zwar kaum etwas über die gewaltfreie Intervention – aber immerhin etwas über den Umgang mit Menschen im Kalkül einer militärischen Strategie. Zwar wollen ein Drittel der Bevölkerung Sarajevo verlassen, aber sie dürfen nicht. Das wäre nämlich „ein Zurückweichen vor den Mördern“. Sie müssen bleiben und sich ermorden lassen.

Bleibt zu hoffen, daß über diesen Umweg vielleicht doch noch deutlich wird, daß nur humanitäre, gewaltfreie Interventionen Menschenleben in Sarajevo und Bosnien retten können. [...] Uli Beer-Bercher, DFG-VK

Landesverband, Karlsruhe

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