: Späte Rache bzw. Die Rückkehr der Ohrfeige
■ Fit Finlay will wieder Weltmeister aller CWA-Catcher werden: Wie die Hantelbank über die Sonnenbank den Sieg davontrug
Mick McMichael, der kleine schottische Ringrichter, erklärte am Samstag abend den beiden Recken noch mit eindrucksvollen Gesten die Grenzen des Erlaubten, da hagelten über seinen Kopf hinweg schon die ersten Ohrfeigen. Fit Finlay, irisches Vollblut, und Eddy Gilbert, amerikanisches Weißbrot im Mittelgewicht, knallten sich schon vor der ersten Runde im Kampf um die WM-Qualifikation die Backen heiß, daß es in den letzten Reihen der Stadthalle noch zu hören war.
Gleich in der ersten Runde zeigte der Ire, wer Herr im Ring war. Er verpaßte dem Ami eine knallharte Manschette, knapp angesetzt über dem Solarplexus, Gilberts Brustbein ächzte unter der Wucht, das hochtoupierte Brusthaar blieb kleben im Angstschweiß des Amerikaners, Gilbert ging zu Boden. Finlay über ihm.
Wie schon vor drei Wochen, als die beiden Erzrivalen an gleicher Stelle um den Weltmeistergürtel kämpften und das ohnehin schlanke Regelwerk des Catch-Sportes im Strudel der Erregung über die Seile geworfen wurde, kochte unter dem geföhnten Schopf des Amis wieder die Hinterlist, die so verderblich Einfluß nimmt auf einen an sich sauberen Ringkampfsport. Gilbert, durch eine Flüchtigkeit Finlays in einen kleinen Stellungsvorteil gebracht, trat in der dritten Runde auf den Iren ein, bis der durch die Seile ging. Gilbert hinterher, immer feste drauf auf den am Boden liegenden, die gelbe Karte war da noch das mindeste, womit der wie immer souveräne McMichael quittieren konnte.
Allein, es half dem Amerikaner nichts. In der vierten Runde deutete ein Ausheber des Iren an, wie sich Muskelkraft gegen Anabolikapolster, wie sich Training an den Hanteln gegen die Ertüchtigung auf der Sonnenbank durchsetzt. Gilbert lag, staunte und rang geradezu meisterlich — nach Luft.
Und weiter hagelte die irische Wut auf den amerikanischen Mehlsack. In der sechsten Runde rettete der Rundengong den Amerikaner vor dem Auszählen nach einem weiteren Ausheber, in der siebten Runde kam dann das Ende: Ein klassischer Kopfstaucher brachte Finlay den Sieg, der Ire drehte seinen Gegner einmal um die eigene Achse, drückte ihn kopfunter an den Leib und rammte den Kopf auf die Ringbretter: Die drei Sekunden für den anschließenden Schlutersieg waren schnell ausgezählt.
Wer so untergeht, darf sich geehrt fühlen, dem Sieger nach Ende des Kampfes die Hand zu schütteln, Gilbert durfte es nicht. Und zu recht: Hatte der Ire doch in der dritten Runde mit offen ausgestreckter Hand eine faire Geste dem Gegner gegenüber gemacht und war verschmäht worden. Weiß doch der Ire also auch, daß nichts rutschiger ist als die Schleimspur eines Verlierers. Finlay ist jetzt erster Anwärter auf die Weltmeisterschaft im Mittelgewicht der Catch-Wrestling Association (CWA). Ein Gegner wird noch gesucht. Villeicht findet sich ja einer bis zum nächsten Jahr. mad
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