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Bremerinnen in Rostock angegriffen

■ Schlägerei vor der Disco / Der Rostocker Oberbürgermeister: „Peinlich“

Diesen Ausflug werden die 12 Bremer Schülerinnen nicht so schnell vergessen: Bei einem Besuch in Rostock-Lichtenhagen sind Schülerinnen aus der Berufsfachschule in Walle vor einer Disco zusammengeschlagen worden. Jetzt haben sie einen offenen Brief an ihre Rostocker Partnerschule und an den Oberbürgermeister Kilimann geschrieben. „Offensichtlich ist die Unzufriedenheit und der Haß vieler Rostocker Jugendlicher inzwischen so groß, daß er sich gegen alles richtet, was nicht unmittelbar zu ihrem Umfeld gehört“, heißt es da. Der Rostocker Oberbürgermeister Kilimann hat versprochen, der Angelegenheit nachzugehen: „Das ist mir schon peinlich.“

Am 18. November, dem Buß- und Bettag, war die Klasse nach Rostock gefahren. Schon seit dem Mai 1989 gibt es Kontakte zwischen der Bremer Berufsfachschule für Gesundheit und Sozialwesen und der Rostocker Beruflichen Schule für Gesundheit. Und als die 12 Mädchen der Bremer Klasse in der Diskussion über die Lichtenhagener Pogrome nicht mehr weiterkamen, beschlossen sie, die Kontakte zu nutzen und hinzufahren.

Ein Tag Stadtbesichtigung, ein Vormittag in einer Partnerklasse, am Nachmittag ein Besuch im Krankenhaus: Bis zum zweiten Abend hatte es den BremerInnen gut gefallen, wenn da nicht merkwürdige Erlebnisse auf der Straße und im Bus gewesen wären. Die Rostocker Schülerinnen seien nett gewesen, erzählte der Lehrer Helmut Zachau, der die Schülerinnen begleitet hatte. Aber die Stimmung auf der Straße sei zeitweise richtig feindselig gewesen, im Bus seien einige angepöbelt worden, weil sie aus dem Westen kamen.

Am zweiten Abend beschlossen die Bremerinnen, in die Lichtenhagener Disco „Nodlicht“ zu gehen. Eine Gruppe Mädchen, aufgekratzt haben sie getanzt, „ein bißchen ungewöhnlich vielleicht für die Rostocker“, sagt der Lehrer. Vor allem die Rostockerinnen müssen sich sehr provoziert gefühlt haben. Den ganzen Abend über habe es Pöbeleien und Rempeleien gegen die Bremer Schülerinnen gegeben.

Denen wurde zunehmend mulmig. Als sie die Disco verließen, wurden sie direkt angegriffen. Acht Rostocker Mädchen seien auf sie losgegangen, hätten drei Bremerinnen umgerissen, auf sie eingeschlagen und sie getreten. Die anderen DiscobesucherInnen, rund 60-80 Jugendliche, hätten drumrumgestanden, angefeuert und die Bremerinnen beschimpft.

Die Prügelei endete, als zwei Lichtenhagener Skinheads eingriffen. Die Bremerinnen gingen in das kommunale Wohnheim, in dem sie übernachteten, und schlossen sich in ihren Zimmern ein. „Eine der Schülerinnen hatte eine solche Panik, daß sie nachts aufgewacht ist, und Brandgeruch in der Nase hatte“, erzählt Lehrer Helmut Zachau.

Die Bremerinnen packten ihre Koffer und fuhren ab — eineinhalb Tage früher als geplant. Mit dem Offenen Brief wollen sie erreichen, daß sich sowohl der Rostocker Bürgermeister, als auch die SchülerInnen der Partnerschule mit dem Fall befassen. Zumindest in der Schule wird das schwierig. Zachau: „Die wollen das verdrängen, die haben Angst, jetzt geht alles kaputt.“ Jochen Grabler

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