: "Nicht die nötige Dankbarkeit"
■ In den sozialen Dienst gedrängt? Das Frauenkulturhaus Harburg fürchtet um seine Kulturarbeit
Harburg fürchtet um seine Kulturarbeit
Von den 20 Millionen Mark „Spielgeld“, die die SPD-Fraktion im Haushaltsplan 1993 unter Dach und Fach gebracht hat, sollte auch das Frauenkulturhaus Harburg profitieren: Mit einer zusätzlichen halben Verwaltungsstelle im kommenden Jahr. Darüber hinaus wurde eine ganze Stelle für die Beratungsarbeit bewilligt. Eigentlich erfreulich, zumal auch das 1985 begründete Frauenkulturhaus mit ABM- Kürzungen rechnen muß. „Aber leider“, so Frauenkulturhaus-Begründerin Anke Stenzel, „können wir die notwendige Dankbarkeit trotzdem nicht aufbringen. Denn zusätzlich brauchen wir dringend eine Stelle für Kulturarbeit“. Entsprechende Anträge seien in den letzten Jahren immer wieder an die Kulturbehörde gegangen.
„So ist es nicht mehr möglich, hier qualifizierte Kulturarbeit zu leisten. Dieser Bereich wird einfach abgesägt“, befürchtet Anke Stenzel. Hier werde versucht, „Einrichtungen, die ein eigenes Konzept gehabt haben, in den sozialen Dienst der Stadt zu drängen.“ Außerdem wird, so die Initiatorin, „in unverantwortlicher Weise damit spekuliert, daß sich Frauen mit ihren Einrichtungen identifizieren und dann unentgeldlich weiterarbeiten. Eine Form der Erpressung.“
Die kulturellen Veranstaltungen machen ein Drittel des Programms aus, das im Küchgarten 10 angeboten wird. Dazu gehört eine Ausstellungsserie, die jährliche Harburger Frauenkulturwoche und Projekte wie der Kulturaustausch mit georgischen Frauen, der erstmals 1992 stattgefunden hatte. Ansonsten bestimmen feministische Bildungsarbeit, Beratung und Therapie das Programm.
„Es ist einfach nicht möglich, aus dem Kulturetat eine feste Stelle zu finanzieren“, erklärt Susanne Kandler, Referentin für Frauenkulturprojekte in der Kulturbehörde. Trotzdem sei man auch hier bemüht, „das Beste zu geben“. Und das waren in 1992 100000 Mark, ein Viertel der gesamten Summe, die für Frauenkulturprojekte in Hamburg zur Verfügung stehen.
Wie es im Küchgarten „kulturell“ weitergehen soll, ist noch nicht entschieden. Klar ist jedoch, so Anke Stenzel, „daß, wenn unsere Aktivitäten nicht wahrgenommen werden, sie auch nicht fortgesetzt werden“. mb
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