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■ Mit PCB-Giftherden auf du und duTorpedierte Sanierung

Berlin (taz) – Was Giftstoffe anbelangt, sind die Verordnungen in Deutschland oft löchrig wie ein Schweizer Käse. Seit 14 Jahren beispielsweise ist die Verwendung von Polychlorbiphenylen (PCB) hierzulande eingeschränkt, seit 1989 ist das hochtoxische Lösungsmittel gänzlich verboten. Doch noch immer gibt es Tausende von belasteten Gebäuden, in denen in den sechziger und siebziger Jahren PCB-haltige Baumaterialien verwendet wurden und die bis heute noch nicht saniert sind.

Jahrelang tröpfelte das PCB etwa in Schulen, Kindergärten und Krankenhäusern aus den Kondensatoren der Leuchtstoffröhren. Die Lampen wurden freilich bald ausgetauscht, die gelben PCB-Flecken aber blieben. Bei weiteren Untersuchungen offenbarten sich zusätzliche Schadstoffquellen: PCB-Düfte dampften aus Ritzen und Fugen, wo der billige und gegen Wärme und Kälte unempfindliche Werkstoff als Isolier-, Dicht- und Abdeckmaterial über Jahrzehnte hinweg Verwendung gefunden hatte. Trotz einer Fülle wissenschaftlicher Literatur um die gesundheitsgefährdende und krebserzeugende Wirkung der chemischen Substanz existieren keine einheitlichen Richtlinien oder Grenzwerte für die Sanierung. Als Orientierungsgröße für einzuleitende Maßnahmen galten bislang zwei Stellungnahmen des Bundesgesundheitsamtes (BGA) aus dem Jahr 1990. Darin hatten die Experten empfohlen, daß der gesundheitliche Vorsorgewert von PCB in der Innenraumluft 300 Nanogramm (Milliardstel Gramm) pro Kubikmeter nicht überschreiten solle und bei PCB-Konzentrationen von über 3.000 Nanogramm unverzüglich Sanierungsmaßnahmen einzuleiten seien.

Klammheimlich hat nun das Bundesgesundheitsamt versucht, an entscheidenden Punkten von seiner früheren Empfehlung abzuweichen. In einem im September veröffentlichten Sachstandsbericht werden „Raumluftkonzentrationen bis 300 Nanogramm“ plötzlich als „unbedenklich“ angesehen, selbst PCB-Konzentration von 3.000 bis 10.000 Nanogramm pro Kubikmeter Luft würden noch „kein konkretes gesundheitliches Risiko“ darstellen. Nun vermuten Umweltexperten, daß damit die weitere Sanierung betroffener Gebäude kalt gestoppt werden soll: Die Innenraumbelastung liegt dort im Schnitt zwischen 1.000 und 8.000 Nanogramm. Erwin Single

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