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■ Cash & CrashOhnmacht der Dritten Welt

Währungsturbulenzen sorgen weltweit für Aufsehen, Kursstürze oder Haussen auf dem Aktienmarkt werden überall mit Spannung verfolgt. Doch für die Rohstoffpreise interessiert sich, außer den Händlern an den Spotmärkten und internationalen Terminbörsen, kein Mensch mehr.

Das ist auch nicht sonderlich verwunderlich, denn die Notierungen haben ihre seit Jahren anhaltende Talsohle noch nicht durchschritten. Doch ein genauerer Blick auf das Preisgefüge lohnt sich allemal: ob Rohöl, Kupfer, Aluminium, Naturkautschuk, Kaffee, Zucker, Orangensaft oder Ölsaaten – die Rohstoffpreise spiegeln wie kein anderer Indikator die konjunkturelle Entwicklung in den Industrienationen wider. Und die zeigen deutlich nach unten. Die Rohstoffnotierungen rangieren, auf den Index bezogen, heute auf dem Niveau vom Anfang der 70er Jahre. So ist der kurzfristige Aufschwung bei den Industrierohstoffen (Metalle) im Sommer wieder ins Stocken geraten, da die Verarbeiter angesichts hoher Zinsen und enttäuschender Konjunkturperspektiven bestrebt sind, ihre Vorräte derzeit möglichst niedrig zu halten. Der Rohölpreis fiel angesichts einer stagnierenden Nachfrage bei gleichzeitig steigenden Ölfördermengen inzwischen auf 17,5 US-Dollar pro Barrel (159 Liter). Die steigenden Welternten haben zudem die Notierungen für Nahrungs- und Genußmittel weiter in den Keller gedrückt; bei Kaffee und Kakao fielen die Preise sogar auf neue Niedrigststände. Und selbst die Edelmetallkurse verharrten in diesem Jahr im permanenten Tief: die Feinunze Gold kostet noch 337 Dollar; dieselbe Menge Silber, 1980 einmal 50 Dollar wert, gibt es inzwischen für unter vier Dollar.

Die purzelnden Rohstoffpreise zeigen aber auch die wachsende Ohnmacht der Dritten Welt gegenüber den Industriestaaten auf. Mit Rohstoffen als Waffe wollten sich die Entwicklungsländer einst eine neue Wirtschaftsordnung erkämpfen. Doch 15 Jahre nach dem Gründungsboom funktioniert kein einziges Kartell, kein einziges Rohstoffabkommen mehr. Die Opec, über Jahre mächtigstes Kartell, ist faktisch zusammengebrochen, weil sich die Mitgliedsstaaten längst nicht mehr an die vereinbarten Fördermengen halten. Vom Internationalen Zinnrat, der Mitte der 80er Jahre mit Stützungskäufen die Preise halten und schließlich kapitulieren mußte, redet seitdem niemand mehr. Selbst eine Neuauflage des Internationalen Kaffeeabkommens, eines der wichtigsten Kartelle im Bereich agrarischer Rohstoffe, kommt nicht zustande, weil es von Brasilien permanent unterlaufen wird. Erwin Single

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