Immer mehr Blechkisten auf Deutschlands Straßen

■ Flensburg: Millionenwachstum 1992

Flensburg (taz/dpa) – So schnell kann auch Bundesverkehrsminister Günther Krause nicht bauen. Allein um den 1992 neu hinzugekommenen 1.000.000 Kraftfahrzeugen auf Deutschlands Straßen je einen Stellplatz zu geben, hätte er 4.000 Kilometer neue Fahrbahnen im vergangenen Jahr bauen müssen. Dort würden dann die dazugekommenen Blechgefährte Stoßstange an Stoßstange stehen und sich nicht bewegen können.

Die Horrorzahlen stammen aus der Jahresstatistik des Kraftfahrt- Bundesamtes (KBA) in Flensburg, die gestern vorgelegt wurde. Zum Jahresende 1992 rollen oder stehen insgesamt 51,7 Millionen Kraftfahrzeuge aller Art auf den Straßen der Bundesrepublik. Der Anteil der Autos beträgt 42,7 Millionen. Mit anderen Worten: Durchschnittlich hat jede(r) zweite ein Auto, manchmal auch eine(r) mehr.

Die Flensburger Verkehrssünderkartei schwoll gleichzeitig um um über fünf Prozent auf 5,3 Millionen registrierte Verkehrsteilnehmer an. Der Güterverkehr auf Deutschlands Straßen nahm von Januar bis Dezember 1992 um rund 70 Millionen Tonnen zu.

In den neuen Bundesländern fahren nach Schätzung des KBA inzwischen sieben Millionen Autos. Die Zahl der Motorräder in den neuen Bundesländern schätzt das KBA auf rund 1,5 Millionen. Außerdem gibt es dort etwa 700.000 Laster und Kleinlaster und eine Million Kfz-Anhänger. In den alten Bundesländern beträgt die Zahl der Autos gegenwärtig 32,5 Millionen. Hinzu kommen 2,5 Millionen Motorräder, 3,9 Millionen Nutzfahrzeuge und 2,6 Millionen Anhänger.

Die Autofabriken spuckten im vergangenen Jahr 4,6 Millionen fabrikneue Fahrzeuge auf Deutschlands Straßen aus. Davon waren 3,7 Millionen Autos. Das sind rund 400.000 Fahrzeuge weniger als im Verlauf 1991. Auf die neuen Bundesländer entfielen insgesamt 900.000 der Zulassungen von Neufahrzeugen. Darunter waren 740.000 Autos. Weil sich aber viele Menschen keinen Neuwagen leisten wollen oder können, haben die Bundesdeutschen 1992 insgesamt 8,5 Millionen gebrauchte Kfz erworben — 7,3 Millionen mal waren das gebrauchte Autos.